Blog-Serie – Teil 5 von 6
In diesem Blogbeitrag möchten wir Ihnen zeigen wie geeignete Ablagesstrukturen als Hilfsmittel genutzt werden können
Haben Sie schon die anderen Teile der Blog-Serie gelesen?
Im ersten Blogbeitrag haben wir folgende Erkenntnisse gewonnen:
- Innerhalb einer Anforderungsspezifikation ist es gar nicht so leicht, zu erkennen, welche Stände der Anforderungen innerhalb einer Anforderungsspezifikation für die Freigabe relevant sind.
- Bei der Zusammenarbeit mehrerer Autor*innen an einer Anforderungsspezifikation ist Abstimmungsbedarf nötig, um die Anforderungsspezifikation konsistent zu halten und eine Freigabe der Anforderungsspezifikation erwirken zu können
Im letzten Blogbeitrag haben wir Ihnen gezeigt, wie Baselines und Branches für die gemeinsame Arbeit an einer Anforderungsspezifikation genutzt werden können.
In diesem Blogbeitrag beschäftigen wir uns mit Ablagestrukturen von Anforderungsspezifikationen.
Damit Anforderungsspezifikationen in einem professionellen RM-Tool unstrukturiert abliegen, liefern professionelle RM-Tools in der Regel Elemente mit, um eine Ablagestruktur einzurichten. Elemente für Ablagestrukturen sind z.B. Ordner oder Überschriften. Innerhalb eines Ordners können ein oder mehrere Anforderungsspezifikationen abliegen, aber auch eine Anforderungsspezifikation selbst, kann als Ablage für weitere Anforderungsspezifikationen dienen. In der folgenden Abbildung ist ein Beispiel für eine Ablagestruktur einer Anforderungsspezifikation dargestellt:
Abbildung 1
In Abbildung 1 ist dargestellt, dass zwei Anforderungsspezifikationen für jeweils ein vollständiges System einem Thema zugeordnet werden. Ein Thema wäre beispielsweise Infotainment. Als Kandidaten für Anforderungsspezifikationen kämen dann das Radio, die Freisprecheinrichtung und das Navigationssystem infrage.
Um in der Praxis durch Ablagestrukturen einen Mehrwert bei der gemeinsamen mit Arbeit mit Anforderungen zu generieren, ist es in Anbetracht der zu lösenden Probleme wichtig, eine sinnvolle Ablagestruktur einzurichten. Möglichkeiten sind dabei u.a.:
- Strukturierung der Ablage nach thematisch zugeordneten vollständigen Systeme nach Themenbereichen (siehe Abbildung 1)
- Strukturierung der Ablage nach kompetenzbezogener Aufteilung der vollständigen Systeme in Teilsysteme
Bei der Strukturierung der Ablage nach thematisch zugeordneten vollständigen Systeme nach Themenbereichen ist der Gesamtzusammenhang der umzusetzenden Funktionalitäten und Eigenschaften eines Systems gegeben, da alle Funktionen und Eigenschaften eines Systems vollständig in einer Anforderungsspezifikation beschrieben sind. Die Ablagestruktur ist flexibel mit weiteren Anforderungsspezifikationen erweiterbar. Ein Abstimmungsbedarf zwischen mehreren Autorinnen oder Autoren wird mit dieser Struktur allerdings nicht sichtbar.
Soll ein Abstimmungsbedarf mehrerer Autorinnen und Autoren sichtbar werden, so gibt es auch die Möglichkeit die Anforderungsspezifikation in mehrere Anforderungsspezifikationen aufzuteilen. Die Aufteilung einer Anforderungsspezifikation könnte nach den Kompetenzbereichen der Autorinnen und Autoren erfolgen. Dies wird im folgenden Diagramm ersichtlich:
Abbildung 2
Die Anforderungsspezifikation für System 1 (siehe Abbildung 1) wurde in zwei Anforderungsspezifikationen aufgeteilt. Der Vorteil, der dabei entsteht, ist, dass die Anforderungsautorinnen und Anforderungsautoren in einer eigens für sie abgegrenzten Anforderungsspezifikation arbeiten, in der nur sie die Verantwortung haben. Die Abgrenzung der Anforderungsspezifikationen findet in dem Fall nach Kompetenzbereich statt. Es kann nicht mehr passieren, dass eine Anforderungsautorin oder ein Anforderungsautor von Kompetenzbereich 1 Anforderungen der Anforderungsautorin oder des Anforderungsautors von Kompetenzbereich 2 im professionellen RM-Tool mitfreigeben lässt, da es sich um verschiedene Anforderungsspezifikationen handelt. Allerdings und das ist der Nachteil, müssen die einzelnen Anforderungsspezifikationen zum Zeitpunkt einer Freigabe wieder zusammengeführt werden, damit der Gesamtumfang für System 1 freigegeben werden kann. Es benötigt eine Systemverantwortliche oder einen Systemverantwortlichen, die oder der Schnittstellen des Systems an den Grenzen der Kompetenzbereiche vorgibt und die Konsistenz zwischen den Anforderungsspezifikationen der Kompetenzbereiche wahrt. Zusätzlich benötigt es die Unterstützung des professionellen RM-Tools bei der Zusammenführung der einzelnen Anforderungsspezifikationen.
Die Systeme (wie in Abbildung 2 System 1) könnten ergänzend thematisch (so wie schon in Abbildung 1 angesprochen) geordnet werden.
Vorteile:
Mit einer guten Ablagestruktur wird die Erweiterbarkeit der Ablage um weitere Anforderungsspezifikationen gefördert. Sollen Funktionen und Eigenschaften in einem System hinzukommen, hilft eine gute Ablagestruktur dabei, die Anforderungen an die gewünschten Funktionen und Eigenschaften in eine bestehende Anforderungsspezifikationen zu integrieren. In der Regel bringen professionelle RM-Tools Möglichkeiten mit, um die Ablagestruktur zu konfigurieren, da die Pflege von Ablagestrukturen für Anforderungsspezifikationen auch der inhaltlichen Arbeit dient (z.B. bei der Anforderungsverfeinerung).
Nachteile:
Problem 1: Innerhalb einer Anforderungsspezifikation ist gar nicht so leicht zu erkennen, welche Stände der Anforderungen innerhalb einer Anforderungsspezifikation für die Freigabe relevant sind.
Eine gute Ablagestruktur kann das Problem der Identifikation aller zu einem Zeitpunkt freigegebenen Anforderungen nicht lösen, da ein paralleles Weiterarbeiten der Anforderungsautorinnen und Anforderungsautoren an der Anforderungsspezifikation von einer Ablagestruktur nicht verhindert werden kann. Um Bearbeitungsstände eindeutig voneinander trennen zu können, sind weitere Mittel nötig.
Problem 2: Bei der Zusammenarbeit mehrerer Autoren an einer Anforderungsspezifikation ist Abstimmungsbedarf nötig, um die Anforderungsspezifikation konsistent zu halten und eine Freigabe erwirken zu können.
Je nach Ausgestaltung der Ablagestruktur ist der Abstimmungsbedarf zwischen mehreren Anforderungsautorinnen und Anforderungsautoren sichtbar. Allerdings kann die Ablagestruktur ist die Abstimmung zwischen den Anforderungsautorinnen und Anforderungsautoren nicht durchführen. Für die Abstimmung und Koordination der Konsistenz einer Anforderungsspezifikation bedarf es weiterer Mittel.
Zusätzlich sind eine eventuelle Obergrenze von Elementen innerhalb einer Ablagestruktur und Migrationsaufwand bei Änderung der Ablagestruktur als Faktoren miteinzubeziehen.
Fazit:
Ablagestrukturen können ein Hilfsmittel sein, um die Dokumentation von Funktionen und Eigenschaften eines Systems erweitern zu können, eine implizite Nachverfolgbarkeit der Inhalte der Anforderungsspezifikation herzustellen und Abstimmungsbedarf zwischen mehreren Anforderungsautorinnen und Anforderungsautoren sichtbar zu machen. Jedoch kann eine Ablagestruktur, die im ersten Blogbeitrag identifizierten Probleme nicht lösen. Zusätzlich sind eine eventuelle Obergrenze der Ablagestruktur und Migrationsaufwand bei Änderung der Ablagestruktur als Faktoren bei der Ausgestaltung der Ablagestruktur miteinzubeziehen. Eine gute Ablagestruktur löst nicht Probleme des gemeinsamen Arbeitens an einer Anforderungsspezifikation, kann aber in Kombination mit anderen Hilfsmitteln ein Puzzleteil darstellen.
Falls Sie Hilfe bei der Ausgestaltung der Ablagestruktur im RM-Tool oder allgemein bei der Evaluierung der richtigen Hilfsmittel und dem passenden RM-Tool benötigen, melden Sie sich gerne bei unserem Vertrieb.
Im nächsten und letzten Blogbeitrag möchten wir ein Fazit zu den Problemen und möglichen Lösungen bei der gemeinsamen Arbeit an einer Anforderungsspezifikation ziehen. Seien Sie gespannt und freuen Sie sich auf den letzten Blogbeitrag!
Viele Grüße,
Ihre SOPHISTen