Die Kunst des Loslassens

Löschen einer Anforderung und die dahinterliegenden Prozesse

In den vorangegangenen Beiträgen unserer Blogserie haben wir die Bedeutung des gezielten Löschens von Anforderungen erörtert und die Strategien zur Identifizierung und Entscheidung zwischen Löschen, Archivieren oder Auslagern von Anforderungen beleuchtet.
#1 Die Kunst des Loslassens – Löschen von Anforderungen
#2 Wann und wie Anforderungen gezielt gelöscht werden sollten.
#3 Anforderung komplett löschen, auslagern oder archivieren?

Im letzten Teil dieser Serie fokussieren wir uns darauf, die Prozesse und Aktivitäten zu untersuchen, die notwendig sind, um das Löschen einer Anforderung reibungslos und effizient umzusetzen.

Anforderung soll gelöscht werden – Und nun?

Der Prozess des Löschens einer Anforderung hängt stark von den etablierten Unternehmensprozessen und -rollen ab. In vielen Organisationen existieren bereits gut definierte Verfahren, wie etwa ein Change-Management-Prozess für Anforderungen oder ein spezielles Anforderungsarchiv. Diese Verfahren sind entscheidend, um sicherzustellen, dass das Löschen von Anforderungen ordnungsgemäß und unter Berücksichtigung potenzieller zukünftiger Wertschöpfung erfolgt.

1.     Change-Management-Prozess

Falls ein Change-Management-Prozess existiert, sollte für das Löschen einer Anforderung ein Change Request generiert werden. Dieser Prozess stellt sicher, dass alle relevanten Stakeholder informiert und die Konsequenzen des Löschens sorgfältig geprüft werden.

2.     Anforderungsarchiv

Falls ein Anforderungsarchiv vorhanden ist, sollten Sie prüfen, ob die zu löschende Anforderung archiviert werden kann. Ein solcher Schritt kann sinnvoll sein, wenn die Anforderung in der Zukunft möglicherweise erneut von Nutzen sein könnte.

3.     Einbindung des Anforderungsmanagers

In Organisationen mit einem dedizierten Anforderungsmanager sollte dieser unbedingt in den Löschprozess einbezogen werden. Der Anforderungsmanager kann sicherstellen, dass das Löschen den definierten Standards und Verfahren entspricht und die Auswirkungen auf andere Projekte minimiert werden.

Aktivitäten zur reibungslosen Löschung einer Anforderung

Um eine reibungslose und nachvollziehbare Löschung einer Anforderung zu garantieren, sollten die folgenden Aktivitäten in Betracht gezogen werden:

  • Autoren und Verantwortliche informieren: Informieren Sie den ursprünglichen Autor und den Lastenheftverantwortlichen im Voraus über die geplante Löschung.
  • Traces und Links löschen: Alle eingehenden und ausgehenden Traces/Links zu der Anforderung sollten entfernt werden, sofern das verwendete Dokumentationstool dies nicht automatisch übernimmt.
  • Status anpassen: Passen Sie den Status der Anforderung auf „Gelöscht“ an, um sie als nicht mehr aktiv zu kennzeichnen.
  • Geplante Löschung dokumentieren: Erfassen Sie alle Details der Löschung in der Änderungshistorie. Dazu gehören die zu löschende Anforderung, der Grund der Löschung und betroffene Elemente.
  • Notwendige Anpassungen kommunizieren: Teilen Sie den beteiligten Teams mit, welche Änderungen durch die Löschung erforderlich werden, und führen Sie diese Anpassungen durch.
  • Anforderung manuell löschen: Entfernen Sie die Anforderung manuell oder nutzen Sie die Löschfunktion in Ihrer Software.
  • Kommentar zur gelöschten Anforderung hinterlegen: Hinterlassen Sie an der Stelle der gelöschten Anforderung einen Hinweis, um zukünftige Verwirrung zu vermeiden und zu verhindern, dass eine ähnliche Anforderung erneut erstellt und wieder gelöscht werden muss.

Weiterführende Aktivitäten im Zusammenhang mit der Löschung einer Anforderung

Das Löschen einer Anforderung kann weitere Auswirkungen auf verschiedene Entwicklungsartefakte haben. Daher sollten zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden:

  • Programmcode entfernen: Entfällt die Notwendigkeit einer Anforderung, so muss auch der dazugehörige Programmcode entfernt werden. Achten Sie darauf, keine benötigten Funktionen zu beeinträchtigen. Der Rückbau kann durch einen Kommentar dokumentiert werden. Falls die Anforderung archiviert wird, kann auch der entsprechende Programmcode für eine mögliche Wiederverwendung archiviert werden.
  • Testfälle anpassen: Auch die zugehörigen, nicht mehr benötigten Testfälle sollten entfernt werden, um Konsistenz in der Testumgebung zu gewährleisten.

Um alle betroffenen Artefakte zu identifizieren, ist es ratsam, alle beteiligten Disziplinen wie Requirements Engineers, Programmierer und Tester in den Prozess einzubeziehen. Eine gepflegte Nachverfolgbarkeit durch Traces kann diesen Prozess erheblich erleichtern.

Versionskontrollsysteme und Baselines

Sollte sich die Löschung einer Anforderung im Nachhinein als Fehler erweisen, bieten Versionskontrollsysteme oder erstellte Baselines eine Möglichkeit, gelöschte Anforderungen wiederherzustellen. Dabei ist es wichtig, alle nachträglichen Änderungen genau zu prüfen und gegebenenfalls rückgängig zu machen. Eine gut dokumentierte Änderungshistorie kann dabei die Nachvollziehbarkeit sicherstellen.

Fazit

Das Löschen von Anforderungen erfordert sorgfältige Planung und die Einhaltung definierter Prozesse, um unnötige Komplikationen zu vermeiden. Durch die richtige Implementierung dieser Prozesse in Ihrem Unternehmen können Sie sicherstellen, dass Anforderungen effektiv und nachvollziehbar gelöscht werden, ohne wertvolle Ressourcen zu verschwenden oder zukünftige Entwicklungen zu beeinträchtigen.

Damit endet unsere Blogserie über das Löschen von Anforderungen.

Wir hoffen, dass Sie wertvolle Einblicke gewonnen haben, um Ihre eigenen Anforderungsmanagement-Prozesse zu optimieren.
Falls Sie Unterstützung bei der Implementierung dieser Strategien benötigen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Beste Grüße,

Ihre SOPHISTen

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