„Schaffen Sie mit uns eine qualitativ hochwertige Basis für Ihre Systementwicklung“.
So oder so ähnlich würde wohl der Aufdruck eines Werbebanners lauten, der Ihre Aufmerksamkeit erregen soll. Sofern das funktioniert hat und Sie immer noch bei uns sind :-) möchten wir uns jetzt der folgenden Frage widmen: Wie schaffen wir eigentlich Qualität in der Systementwicklung?
Die Antwort darauf gibt uns das erste Ziel unserer gemeinsamen Reise durch die RE-Welt, das Kapitel „In medias RE“. Doch bevor wir uns einigen Qualitätskriterien widmen, möchten wir kurz auf die Motivation für eine Systemanalyse eingehen.
Wussten Sie zum Beispiel, dass ca. ein Drittel aller IT-Projekte scheitern? Oder dass rund 60% der angefangenen Projekte kritisch gefährdet sind aufgrund von zu wenig Zeit, zu hohen Kosten oder fehlender Funktionalität? Wie Untersuchungen gezeigt haben, kann hier das Requirements Engineering Abhilfe schaffen. Betreibt ein Unternehmen wenig bis gar kein Requirements Engineering (RE) (<5%), führt das zu Budgetüberschreitungen von 80-200%. Wenn hingegen mehr RE angewendet wird (8-14%) hatte das lediglich eine Überschreitung von 25-60% zur Folge. Die meisten Fehler passieren dabei in der Analysephase und erreichen ihren kostspieligsten Punkt in der Betriebsphase. Das heißt je länger ein Analysefehler unentdeckt bleibt, desto teurer wird es ihn zu korrigieren (siehe beispielsweise die kostspielige Rückrufaktion eines Automobilherstellers). Doch bevor Sie jetzt in Angstschweiß ausbrechen, möchte ich Ihnen an der Stelle Entwarnung geben: In dem Moment, in dem Sie fragen, was das zu entwickelnde System können muss, betreiben Sie bereits RE. Das ist zwar weder durchgängig oder strukturiert, noch folgt es bestimmten Vorgaben oder Qualitätskriterien, aber es ist dennoch eine Form von RE – wenn auch eine sehr abgespeckte. Indem Sie diese Blogserie verfolgen, haben Sie sich dazu entschieden, mehr über das richtige Anwenden von RE in Ihren Projekten zu lernen.
Was macht ein Requirements Engineer in einem Projekt eigentlich?
Die Haupttätigkeiten des Requirements Engineer (REler) unterscheiden sich in den 4 Teilbereichen:
- Ermitteln – Anforderungen ermitteln, detaillieren und verfeinern
- Dokumentieren – Adäquates Beschreiben von Anforderungen, z.B. in Prosa oder modellbasiert
- Prüfen und Abstimmen – Die Qualität der Anforderungen wird sichergestellt
- Verwalten – Auch als Requirements-Management zu verstehen. Tätigkeiten wie z.B. Anforderungen für Rollen aufbereiten
Ein REler hat also viel mit Anforderungen zu tun. Wenn Sie sich jetzt fragen, wie genau eine Anforderung definiert ist, gibt das IEEE (Institute of Electrical and Electronics Enginees) folgende Hilfestellung:
Anforderungen wirken sich damit unmittelbar auf den Systementwicklungsprozess aus und bilden die Basis für viele weitere Schritte in Ihrer Systementwicklung, wie z.B. Systemarchitektur, Test und Abnahme, Systemintegration und Wartung, Fehlerbehebung, Weiterentwicklung des Systems, etc.). Außerdem dienen Anforderungen als Grundlage für die Kommunikation, Diskussion und Argumentation zwischen allen am Entwicklungsprozess Beteiligten und somit auch als Grundlage für die Funktionalitäten in Ihrem System.
Wie oben bereits angesprochen, gibt es bestimmte Kriterien, die eine Anforderungsspezifikation und Anforderungen erfüllen müssen, um qualitativ hochwertig zu sein. Der Ingenieursverband IEEE definiert die Vorgaben an eine Anforderung im Standard der ISO wie folgt: vollständig, notwendig, atomar, verfolgbar, technisch lösungsneutral, realisierbar, konsistent, eindeutig und prüfbar.
Damit sind wir auch schon ans Ende unseres ersten Kapitels angelangt. Wenn Sie mehr Informationen zu den Tätigkeiten eines RElers wissen möchten und nochmal nachlesen möchten, warum Dokumentation in der Systementwicklung so wichtig ist oder Sie die Qualitätskriterien noch genauer unter die Lupe nehmen möchten , können Sie das gerne ausführlich in unserem Buch „Requirements- Engineering und –Management – Aus der Praxis von klassisch bis agil“ im ersten Kapitel nachlesen.
Außerdem wünschen wir Ihnen viel Spaß bei der Bearbeitung der Quizfragen aus dem ersten Kapitel: https://lms.sophist.de/goto.php?target=crs_872&client_id=sopLMSlive
Wir verabschieden uns an der Stelle und freuen uns schon mit Ihnen auf das nächste Kapitel.
Ihre SOPHISTen
Danke für den Artikel, besonders das Quiz am Ende gefällt mir sehr gut – so verinnerlicht man direkt den Inhalt des Artikels.
Vielen Dank für Ihr Feedback. Es freut uns, dass Ihnen der Artikel und das Quiz so gut gefällen und hoffen, dass Sie auch die anderen Artikeln der Blogserie lesen.