Die Kunst des Loslassens

Wann und wie Anforderungen gezielt gelöscht werden sollten.

In der Welt der Produktentwicklung steht nicht nur die Erstellung neuer Anforderungen im Vordergrund, sondern auch das effiziente Management bestehender Anforderungen. Eine entscheidende Komponente dieses Managements ist das gezielte Löschen von Anforderungen. In diesem Blogbeitrag werden wir untersuchen, wann das Löschen von Anforderungen notwendig ist, und die Methoden und Strategien beleuchten, die diesen Prozess effektiv gestalten.

Auswirkungen auf die Nutzung

Einfachheit bedeutet, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Überflüssiges zu entfernen, um Produkte intuitiver und zugänglicher zu gestalten, ist ein zentraler Aspekt moderner Produktentwicklung. Untersuchungen zeigen, dass Produkte mit einfacher Bedienung eine 30-50% höhere Kundenzufriedenheit aufweisen. Tatsächlich bevorzugen 72% der Nutzer Anwendungen, die einfach und leicht zu bedienen sind. Durch das gezielte Löschen unnötiger Anforderungen kann die Benutzerfreundlichkeit gesteigert und der Fokus auf die wichtigen Funktionen verstärkt werden.

Auswirkungen auf Betrieb und Entwicklung

    Einfachere Produkte führen nicht nur zu zufriedeneren Kunden, sondern auch zu effizienterem Ressourceneinsatz und geringeren Betriebskosten. Indem überflüssige Anforderungen beseitigt werden, können Wartungskosten gesenkt und die Systemstabilität erhöht werden. Die Entwicklungsteams können sich auf die wirklich wichtigen Aspekte konzentrieren, was zu einer schnelleren und effizienteren Entwicklungsphase führt.

    Methoden und Strategien für das effektive Löschen von Anforderungen

    1. Potenzielle Löschkandidaten identifizieren

        Um Anforderungen effektiv löschen zu können, müssen potenzielle Löschkandidaten zunächst ausfindig gemacht werden. Technische Hilfsmittel spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Durch die Analyse von quantifizierbaren Daten – im besten Fall automatisiert – können bestimmte Metriken ausgewertet werden:

        • Review Coverage
        • Traceability Coverage
        • Test Case Coverage
        • Coverage of Mandatory Attributes
        • Datum der letzten Änderung

        Die so gewonnenen Daten sind erste Indikatoren für potenzielle Löschkandidaten, sollten jedoch nicht sofort gelöscht werden.

        2. Selektion für die Löschung

        Sobald potenzielle Löschkandidaten identifiziert sind, kann eine detailliertere Prüfung erfolgen. Hierbei können verschiedene Kriterien zur Anwendung kommen:

        • Einführung einer neuen Merkmalsspalte für Löschkandidaten. Anforderungen, die über einen bestimmten Zeitraum markiert sind und keine Änderungen aufweisen, werden gelöscht.
        • Fortgeschrittene Methode: Alle Anforderungen durchlaufen eine Prüfung nach bestimmten Kriterien. Bei jedem Verstoß wird ein Zähler hochgezählt. Sobald der Zähler einen bestimmten Wert erreicht, wird die Anforderung als potenzieller Löschkandidat markiert:
          • Kein Anforderungstext vorhanden
          • Pflichtattribute nicht ausgefüllt
          • Kein Uplink/Trace auf höhere Ebene
          • Kein verknüpfter Testfall
          • Letzte Bearbeitung vor „X“ Monaten oder Jahren
          • Zu lange im selben Status (z. B. Unset, In Progress, Obsolete)

        3. Impact-Analyse

        Die Löschung einer Anforderung kann Auswirkungen auf das Gesamtsystem haben, insbesondere wenn viele Abhängigkeiten bestehen. Daher ist eine gründliche Impact-Analyse entscheidend. Falls die verwendete Verwaltungssoftware über eine Impact-Analysefunktion verfügt, sollte diese genutzt werden, um abhängige Anforderungen, Datenbankobjekte und Architekturelemente zu identifizieren. Alternativ kann eine manuelle Nachverfolgung vorhandener Trace-Beziehungen erfolgen.

        4. Einsatz kognitiver Hilfsmittel

        Um löschwürdige Anforderungen zu identifizieren, sollten diese anhand von Qualitätskriterien überprüft werden. Wenn eine Anforderung folgende Kriterien nicht erfüllt, kann sie als potenzieller Löschkandidat gelten:

        • Notwendig: Ist die Anforderung essentiell für das Produkt?
        • Eindeutig: Ist die Anforderung klar definiert?

        Falls diese Kriterien nicht erfüllt sind, kann versucht werden, die Qualität der Anforderung zu verbessern, indem sie vervollständigt, verständlich formuliert und abgestimmt wird.

        5. Identifikation von Kandidaten durch automatisches Monitoring

        Die Nutzungsmuster der Anwender können ebenfalls Aufschluss über potenzielle Löschkandidaten geben. Folgende Aspekte können betrachtet werden:

        • Häufigkeit der Nutzung
        • Anzahl der Nutzer
        • Erwartetes Verhalten der Nutzer

        6. Kenne deine Stakeholder und höre ihnen zu

        Regelmäßiger Austausch mit Stakeholdern kann helfen, Anforderungen besser zu verstehen und potenzielle Löschkandidaten frühzeitig zu erkennen. Feedback und Anregungen sollten regelmäßig eingeholt und analysiert werden.

        Fazit

        Das gezielte Löschen von Anforderungen ist ein wichtiger Schritt, um die Qualität und Effizienz in der Produktentwicklung zu steigern. Durch den Einsatz technischer und kognitiver Hilfsmittel können potenzielle Löschkandidaten identifiziert und deren Auswirkungen auf das Gesamtsystem analysiert werden. Indem auf unnötige Anforderungen verzichtet wird, können sowohl die Benutzerfreundlichkeit als auch die Betriebskosten optimiert werden.

        Bleiben Sie dran für den nächsten Beitrag unserer Serie, in dem wir uns mit den verschiedenen Optionen der Anforderungsverwaltung befassen: Wann sollten Anforderungen komplett gelöscht, ausgelagert oder archiviert werden?

        Wenn Sie Unterstützung bei der Implementierung dieser Strategien benötigen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

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