Obwohl Projektmanagement zunächst kaum der thematische Schwerpunkt der SOPHISTen ist, konnten wir uns einen kleinen Gastauftritt sowie Besuch des PM-Forums 2018 nicht verkneifen:
Top Speaker wie Ranga Yogeshwar, bekannt aus dem TV-Format „Quarks“ und spannende Themen wie die agile und digitale Transformation haben uns auf die große Konferenz im Nürnberger Messezentrum gelockt.
Los ging es für mich unter dem Titel „Sind agile Projekte die besseren Projekte?“ – Die beiden Speaker, Prof. Dr. Steffen Scheurer und Michael Ribeiro berichteten in ihrem Vortrag über ein Experiment der Universität Nürtingen-Geislingen, in dem zwei Teams eine informative Landing-Page für Studierende der Universität entwickeln sollten. Eines der Teams ging hierbei klassisch planorientiert vor, das andere Team sollte sich nach Scrum organisieren. Während beide Teams auf unterschiedliche Hindernisse in der Ausarbeitung stießen, konnten die Referenten jedoch am Ende kein klares „Pro-Agil“ oder „Pro-klassisch“ –Fazit fällen.
Prof Dr. Hubertus Tuczek und sein Kollege Steven Raue haben im Anschluss in Ihrem Vortrag „Agile Leadership 4.0 – Vom Silodenken zu einer Kultur digitaler Netzwerkintelligenz“ beleuchtet, wie sich Unternehmen verändern müssen, um Veränderung vor Allem in den Köpfen und nicht nur den Prozessen zu bezwecken. Die beiden Referenten konnten das Thema anhand ihrer praktischen Erfahrungen bei einem großen deutschen Automobilhersteller beleuchten.
Beeindruckt hat die schließende Keynote des Dienstagsprogramms, „Nackt im Netz – Wenn Millionen privater Daten plötzlich käuflich sind“. Journalistin Svea Eckert (ARD/ ZDF) hat gemeinsam mit dem Unternehmer und Data Scientist Dr. Andreas Dewes analysiert, was es mit „diesen Daten von uns“ genau auf sich hat. Hierfür hat Sie sich hinter der Maske eines erfundenen Daten-Startups im Rahmen eines „Produkttests“, Zugriff auf die Webbrowsing-Datensätze einer Großzahl deutscher Internetnutzer verschafft.
Beunruhigend war vor allem, dass die Such- und Webverläufe, die die beiden Referenten so erhalten hatten, als anonymisierte Datensätze gehandelt wurden, jedoch sehr einfach direkt auf Personen zurückführbar waren, wie Dr. Dewes zeigen konnte. Beispielsweise Suchverläufe im Kontext von Ermittlungen eines Kommissars konnten mithilfe des Datensatzes einfach nachvollzogen werden. Auch woher die Daten stammen, die das Datenbroker-Unternehmen verkauft, konnten die beiden Referenten herausfinden: Ein populäres Browser-Addon, welches für mehr Sicherheit beim Surfen sorgen soll hatte die Nutzerdaten, u. A. die besuchten Webseiten der Nutzer an die Datenagentur verkauft. Die beiden Referenten wurden am Ende, trotz des unwohlen Bauchgefühls, welches der Vortrag mit sich brachte, mit großem Applaus für Ihren spannenden und charismatischen Vortrag verabschiedet. Anschließend wurden die ca. 900 Teilnehmer in die „blaue Stunde“ entlassen, um sich Musik, Kultur, Thementischen und den Messeständen zu widmen.
Am zweiten Tag konnten dann auch wir die sprichwörtlichen Ärmel hochkrempeln: Pünktlich nach der Mittagspause durften mein Kollege, Christian Bock und ich zum „Lean-Coffee“ einladen, einem Diskussionsformat, das wenig Vorgaben macht, aber viel Platz für Inhalte schafft.
Ziel des Formats ist es, bei größtmöglicher thematischer Freiheit dennoch für alle Beteiligten die interessanteste mögliche Diskussion zu erschaffen. Dies gelingt dadurch, dass nicht wir als Referenten, sondern die Teilnehmer selbst bestimmen, welche Themen, und wie lange sie diese diskutieren möchten. Nach einer kurzen Vorstellung unserer Personen und der Methodik des Formats habenhaben die Teilnehmer hierfür zunächst Flipcharts mit Themen behängt, welche sie diskutieren wollten und diese anschließend priorisiert. Vor allem digitale Transformation, neuste Entwicklungen im Projektmanagement und Zusammenarbeit in agilen und klassischen Vorgehensmodellen brannten den Besuchern unseres Workshops unter den Nägeln.
Nun funktioniert das Lean-Coffee-Prinzip so, dass, nach der Priorisierung der Themen, genau 10 Minuten zur freien Diskussion des ersten Themas laufen. Nach Ablauf der zehn Minuten wird per Roman-Vote (Daumen hoch/ Daumen runter) entschieden, wie mit dem Thema weiter verfahren wird. – Zeigen die meisten Daumen nach oben, wird das Thema weitere zehn Minuten diskutiert –nach unten und das nächste Thema wird vom Flipchart genommen. Bei einem „Unentschieden“ in der Daumenabstimmung werden dem aktuell diskutierten Thema weitere fünf Minuten gewidmet. Dieses Vorgehen kann noch maximal einmal nach weiteren zehn Minuten wiederholt werden, um sicherzustellen, dass auch die relevantesten Themen für alle Beteiligten diskutiert werden können.
Während ein Thementisch angeregt und ausgiebig Themen zur Arbeitsorganisation seziert hatte, sprang man andernorts mit jeder Abstimmung zu einem neuen Thema.
Vielleicht ist dem einen oder anderen Leser das Format auch von den SOPHIST-DAYs 2016 bereits bekannt, allen anderen können wir wärmstens empfehlen das Vorgehen einmal auszuprobieren, gerade wenn man auf der Suche nach einer freien Diskussion ist, die vor allem den Teilnehmern dienen soll.
Ausklingen lassen haben wir den zweiten Tag anschließend mit einem Rundgang durch die Messestände.
Mich hat die Konferenz trotz der scheinbaren thematischen Distanz zum Requirements-Engineering definitiv begeistern können und ich hoffe den Teilnehmern hat unser Workshop genauso viel Freude bereitet wie uns, ich bin gespannt wie sich die das PM-Forum 2019 präsentiert.
Bildquelle:
https://bit.ly/2DT9pF2