Heute möchten wir Ihnen gerne ein paar unterstützende Techniken mit an die Hand geben, um Ihre Reviews noch erfolgreicher/zielgerichteter gestalten zu können.
Weitere Prüftechniken, die ein Review unterstützen können
Prototyping
Prototypen sind ein gutes Mittel, um fehlende oder ungeeignete Funktionalitäten während der Analyse aufzuzeigen, die sonst erst bei der Benutzung des lauffähigen Systems auffallen würden. Außerdem können sie als Diskussionsbasis für die Anforderungskommunikation zwischen Anwendern und Entwicklern verwendet werden. Prototypen können papierbasiert, zur einmaligen Demonstration erstellt werden oder evolutionärer Natur sein.
Testfall
Im Rahmen des Requirements-Engineerings dienen Testfälle der qualitativen Verbesserung der Anforderungen innerhalb der Analyse, um Lücken aufzudecken, Fehler zu vermeiden und qualitativ hochwertige Anforderungen zu erheben. Diese Technik ist äußerst effektiv, da kaum jemand Anforderungen so intensiv wie ein Testfallersteller liest. Bei der Formulierung von Testfällen wird die Anforderung auf alle notwendigen Informationen eines Testfalls inspiziert: Die Ausgangssituation, das Testereignis und das erwartete Ergebnis. Sind diese Informationen nicht zu finden, ist dies ein Hinweis für eine Anforderungsergänzung. So werden auch Vollständigkeit und Eindeutigkeit von Anforderungen unterstützt.
Analysemodell
Auffälligkeiten in und zwischen Anforderungen sowie fehlende Anforderungen werden im Analyse-/Begriffsmodell sehr gut erkannt, da es die Begriffe und Zusammenhänge aus weit verteilten Anforderungen in einen übersichtlichen Bezug zueinander setzt. Dieses Modell hilft dabei komplexe fachliche Zusammenhänge zu verstehen und Redundanzen, Wiedersprüche und implizite Annahmen aufzudecken und die Konsistenz zwischen Anforderungen zu sichern. Außerdem kann es gut als Designmodell weiterverwendet werden.
Unterstützende Techniken
Lesetechniken
Hier wird in unterschiedliche Techniken unterschieden, dem Ad-hoc Lesen (einzelne Anforderungen und bestimmte Aspekte), dem ablauforientierten Lesen (Verhalten des Systems in einem Szenario), der schrittweisen Abstraktion (Ziele von Anforderungen ermitteln, oder zur Darlegung der Notwendigkeit) und dem perspektivenbasierten Lesen (Betrachten der Anforderungen unter einer bestimmten Sichtweise). Der Einsatz von Lesetechniken bei Reviews führt nachweislich zu besseren Ergebnissen als die Prüfung ohne vorgegebene Perspektive.
Checklisten
Checklisten helfen bei komplexen Sachverhalten, alle Aspekte zu berücksichtigen.
Es werden bestimmte Kriterien vorgegeben, gegen die die Anforderungen geprüft werden. Sie sollten möglichst spezifische Fragen beinhalten und kontinuierlich während des Einsatzes weiterentwickelt und verbessert werden.
REgelwerk
Das SOPHIST-REgelwerk gibt dem Prüfer linguistische Regeln an die Hand, mit deren Hilfe er die Anforderungen auf sprachliche Defekte prüft. So können die Eindeutigkeit und Vollständigkeit der Anforderungen geprüft werden. Abbildung 2 zeigt einen Überblick über die Regeln des SOPHIST REgelwerks.
Abbildung 2: Die 18 Regeln des SOPHIST REgelwerks
Satzschablone
Mittels der Vorgaben in einer Anforderungsschablone werden Anforderungen von Anfang an vollständiger formuliert. Die Platzhalter in der Schablone müssen beschrieben werden. Daher prüft der Anforderungsautor, ob alle in der Schablone vorhandenen Platzhalter gefüllt sind. Dies führt zu einer konstruktiven Verbesserung der Anforderung. Für das analytische Prüfen zeigt die Schablone die Zielformulierung, gegen die eine Anforderung geprüft wird.
Tipp: Häufig werden nicht-funktionale Anforderungen nur schwammig formuliert. Um diese spezifisch und testbar zu dokumentieren, können Sie die speziellen Satzschablonen für nicht-funktionale Anforderungen verwenden. www.sophist.de/MASTeR-Broschuere/
Auswahl der geeigneten Prüftechnik
In der folgenden Tabelle haben wir für Sie unsere Erfahrungswerte zusammengestellt, welche Prüftechniken sich am besten mit welchen Hilfstechniken kombinieren lassen. Außerdem haben wir eine Einschätzung über Anforderungen an die Prüfung (in Form von Randbedingungen) und weitere Einflussfaktoren auf Basis unserer Erfahrungen abgegeben. Als Faustregel gilt jedoch: wählen Sie immer die Kombination an Prüftechniken aus, die für Ihre Projektrandbedingungen angemessen sind.
In unserem nächsten Teil stellen wir Ihnen die Prinzipien und Regeln der Prüfung vor.
Reviews – Teil 1 – Wieso? Weshalb? Warum?
Reviews – Teil 2: Reviewtechniken