Wiederverwendung und modularer Produktaufbau durch Variantenmanagement – Teil 3

Im letzten Blogbeitrag zum Thema Variantenmanagement haben wir Ihnen bereits einige Aspekte aufgezeigt, weshalb professionell ausgeführtes Variantenmanagement vielfältige Vorteile haben kann. Lesen Sie gerne auch vorab zum Einstieg Teil 1 dieser Blogreihe.

Grundsätzlich steht beim Variantenmanagement die effiziente Wiederverwendung von Modulen, Bauteilen und Komponenten im Vordergrund und damit auch die ihrer zugehörigen Anforderungen.

Ziel ist also die Abdeckung einer möglichst großen externen Produktvielfalt, die die Befriedigung vielfältiger Kundenwünsche und Nischen erlaubt. Dies soll mit einer möglichst geringen internen Vielfalt geschehen, um Kosten und Aufwände in verschiedensten Bereichen einzusparen.

Der Reuse von Produkten oder Produktlinien sind also oftmals essenziell. Erweiterbar ist dieser Ansatz durch einen modulareren oder plattformbasierten Produktaufbau. Erfolgreiches Variantenmanagement wird dann idealerweise ganzheitlich und über das gesamte Produktportfolio hinweg betrieben.

Hierbei ist die Identifikation von Produktgemeinsamkeiten über eine möglichst große Bandbreite der Produktvielfalt ein wichtiges Werkzeug, das auch in der Spezifikationsdokumentation hilfreich sein wird. Besonders bei sehr komplexen und vielfältigen Produktkonfigurationen ist eine klar strukturierte Dokumentation nämlich schnell schwierig, auch unter dem Aspekt der Wiederverwendung. Die Ableitung einer Referenzproduktstruktur und eines Basisprodukts können hier Abhilfe schaffen, da sie als Grundlage für zukünftige Produktvarianten und auch derer Dokumentation dienen.

Eine Dokumentationsform, die als Grundlage eben solcher Ansätze dienen kann, sind Feature Trees. Diese Feature Trees sind logisch aufgebaute Baumstrukturen, die hierarchisch den feiner werdenden Detaillierungsgrad einer Produktstruktur darstellen.

Ein Feature Tree stellt hierbei Beziehungen zwischen einzelnen Attributen über die Notation dar. Beispielsweise sind Beziehungen wie „alternative“, „or“, „requires“ oder „conflicts“ möglich. In der zu sehenden Grafik wird dies durch die grauen und weißen Verbindungselemente und die unterschiedlich gestalteten Verbindungslinien ausgedrückt.

Ebensolche Feature Trees können dann als Grundlage zur Ausleitung von Produktvarianten dienen und dabei helfen, Abhängigkeiten zu erkennen oder auch bei der Erstellung einer Produktdokumentation unterstützen.

Wenn das Feature-Modell sinnvoll mit der Anforderungsspezifikation verlinkt ist, lassen sich mithilfe der Verlinkung auch aus dieser Anforderungsspezifikation schnell die Anforderungsspezifikationen jeder Variante ausleiten. Dies ist dann eine unabhängige Kopie, die für weitere Entwicklungsschritte genutzt oder als Dokumentation archiviert werden kann.

Die Quellen, aus denen diese Features hergeleitet werden können, sind vielfältig ange­fangen mit der Produktstrategie, Produktdatenblättern und Alleinstellungsmerkmalen (USP) über die Normen und die Analyse von Produkten der Markbegleiter hin zu Suchkriterien in Preisvergleichsportalen und eShops.
Sie sehen also, wie schnell man mit einer strukturierten und durchdachten Vorgehensweise auch etwas kompliziertere Sachverhalte übersichtlich gestalten kann. Zudem ermöglicht eine nachhaltig strukturierte Arbeitsweise, bei Veränderungen oder sich ändernden Anforderungen eine schnelle Reaktion und Anpassung an neue Gegebenheiten.

Für weitere Ansätze, Hilfestellungen zur Durchführung und auch konkrete Beispiele bleiben Sie gespannt auf die 7. Neuauflage unseres Fachbuches  „Requirements-Engineering und –Management“. Hier wird ein ausführliches Kapitel mit Hintergrundwissen und praktischen Lösungsansätzen zu Variantenmanagement enthalten sein.

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