Einführung von SAFe – „Missverständnisse, die man nicht ausräumt, wuchern wie Unkraut“

In Zeiten von Systemen mit einer sukzessiv sowie gefühlt exponentiell wachsenden Komplexität und Kompliziertheit bedarf es besonderer Herangehensweisen. Eine dieser Herangehensweisen stellt SAFe dar. Mit SAFe ist hier nicht der Banktresor, sondern „Scaled Agile Framework for Lean Enterprises“, also ein Vorgehensmodell zur Skalierung agiler Entwicklung, gemeint. Die Einführung eines solch komplizierten Vorgehens stellt sich jedoch ähnlich herausfordernd da, wie den Tresor von Fort Knox zu knacken. In dieser kurzen Blogserie möchten wir Ihnen kurz die Herausforderungen und einige Good Practices bei der Einführung von SAFe aufzeigen, die auf unseren praktischen Erfahrungswerten beruhen.

Sollte Ihnen der Begriff SAFe bis dato noch nicht begegnet sein oder insofern Sie auch Interesse an anderen Skalierungsframeworks haben, empfehlen wir Ihnen einen Blick in unsere Blogserie rund um Scaled Agile Frameworks zu werfen. Die Blogserien finden Sie hier.

Wir beginnen diese Serie mit zwei der größten Fehlannahmen bzw. Missverständnissen bei der Einführung agiler Vorgehensweisen, die Ihnen auch bei der Einführung von SAFe auf die Füße fallen können und werden, insofern Sie diesen unterliegen.

 

Missverständnis #1: „Und ab heute sind wir alle agil!“

Die erste und wohl wichtigste Lektion, die viele Unternehmen bei der Einführung von agilen Arbeits- und Vorgehensweisen lernen, ist, dass es bei Weitem nicht damit getan ist den organisatorischen Rahmen, Rollenbezeichnungen, Tätigkeiten und Teamstrukturen zu ändern. Denn es bedarf weitaus mehr, um die Arbeits-, Herangehens- und zum Teil Denkweise Ihres Kollegiums zu ändern.
Leider gehen Führungskräfte, Management und andere Entscheidungsinstanzen zu oft davon aus, dass sie ihre MitarbeiterInnen per Knopfdruck zu agilem Arbeiten bewegen und die Transformation sofort reibungslos funktioniert. Dies ist jedoch nicht der Fall. Es braucht viel Zeit, Geduld und die Freiheit Fehler machen zu dürfen, damit die Mitarbeiter lernen, in einem neuen Kontext zu arbeiten – Stichwort: Fehlerkultur.

Schlüsselfaktoren bzw. Good Practices für den Erfolg Ihrer Transformation sind in diesem Punkt also:

  • Seien Sie sich bewusst, dass Veränderung Zeit und Ressourcen braucht.
  • Halten Sie Ihrem Team den Rücken frei und geben Sie ihnen den Raum zu experimentieren, zu lernen und auch Fehler machen zu dürfen.
  • Statten Sie Ihre MitarbeiterInnen mit allem aus, was sie benötigen, um im neuen Arbeitsumfeld bestehen zu können. Darunter fallen unter anderem Schulungen, Räumlichkeiten, Zeit (Ressourcen) und auch der oben genannte Freiraum.
  • Halten Sie nicht zu stoisch an grauer Theorie fest – seien Sie pragmatisch! Passen Sie, falls notwendig, Vorgaben und Randbedingungen aus SAFe an Ihre Bedürfnisse an.

 

Missverständnis #2: Chaotisch = Agil!

Ein weiteres Missverständnis mit dem wir gerne aufräumen möchten ist, dass Agilität gleichbedeutend mit Chaos ist und in agilen Vorgehensweisen weder Planung notwendig ist, noch vorausschauendes und strukturiertes Arbeiten. Es ist zwar durchaus richtig und wichtig, dass Sie sich im Klaren darüber sind, dass Änderungen nie ausgeschlossen sind und dass Sie frei nach den Prinzipien von SAFe Veränderungen eher begrüßen als ausschließen sollten. Dies ist jedoch nicht gleichbedeutend damit, dass Sie jeden Tag aufs Neue Ihre Planung über den Haufen werfen und alles vergessen, was Sie sich vorher mühsam erarbeitet haben.

SAFe bietet Ihnen hier einen äußert ausgefeilten und umfangreichen Rahmen zur Planung, den Sie auf keinen Fall bei jeder Gelegenheit ändern, geschweige denn komplett umkrempeln sollten. Tun Sie dies dennoch, werden Sie relativ schnell feststellen, dass Ihre Einführung mit hoher Wahrscheinlichkeit missglücken wird.

Schlüsselfaktoren bzw. Good Practices für den Erfolg Ihrer Einführung in diesem Punkt sind:

  • Auch im agilen Kontext ist Planung richtig und wichtig! Seien Sie sich jedoch bewusst, dass die Planung, je weiter ihr Horizont ist, ungenauer wird. Sehen Sie Planung eher als ein Commitment an, dass Ihr Team versucht mit den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen zu erfüllen, weniger als einen starren, rechtsverbindlichen Vertrag. Dem liegt die Annahme zu Grunde, dass Ihre Mitarbeiter stets ihr bestes geben.
  • Priorisierung ist der Schlüssel zur Planung, sie gibt Ihnen und Ihren Teams Struktur und ein klares Ziel. Haben Sie klare Prioritäten, so wird es Ihnen leichter fallen anhand dieser zu bewerten wie Sie mit Änderungen umgehen. Klare Prioritäten sorgen darüber hinaus für nachvollziehbare Entscheidungen.
  • Seien Sie sich dessen bewusst, dass Änderungen etwas Alltägliches sind – verfallen Sie jedoch nicht in Aktionismus und vermeiden Sie es Personen als erstes zu bedienen, wenn sie am lautesten schreien. Bleiben Sie gelassen und passen Sie Ihre Planung sinnvoll und reflektiert anhand anfallender Änderungen an und ziehen Sie mögliche Risiken, die durch die Änderungen bestehen, in Betracht.

 

Sind Sie sich dieser beiden Missverständnisse bereits bewusst, so sind Sie bereits auf einem guten Weg zum Erfolg. Es gibt jedoch noch deutlich mehr zu beachten, damit eine Einführung von SAFe auch wirklich reibungslos verläuft. Mehr dazu können Sie im nächsten Teil dieser Blogserie nachlesen.

Bis dahin alles Gute und eine gute Zeit,
Ihre SOPHISTen

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