Um komplexe Geschäftsprozesse mit allen relevanten Informationen, wie beispielsweise Entscheidung, Ereignissen, paralleler Bearbeitung, Organisationseinheiten usw. zu beschreiben, haben Sie viele Möglichkeiten, wie Ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK) oder die Aktivitätsdiagramme der Unified Modeling Language (UML).
Doch in den vergangenen Jahren konnten wir in unseren Projekten beobachten, wie sich ein neuer Standard zunehmender Beliebtheit bei unseren Kunden erfreut: die Business Process Model and Notation (BPMN). Seit ihrer ersten Veröffentlichung im Jahr 2004 bzw. der Annahme als BPMN Version 1.0 als Standard der Object Management Group (OMG) ist sie nicht mehr aus der Projektwelt wegzudenken. Immer mehr Unternehmen schulen ihre Mitarbeiter im Umgang mit der BPMN und den zahlreichen BPMN-Modellierungstools. Mit der Version 2.0 aus dem Jahr 2011 erfuhr die BPMN eine deutliche Überarbeitung und Erweiterung. Hier kamen u.a. neue Diagrammtypen hinzu, so dass die BPMN jetzt aus dem Prozess- bzw. Kollaborationsdiagramm, dem Choreographiediagramm und dem Konversationsdiagramm besteht. Welche Inhalte man mit diesen Diagrammtypen darstellen kann, werde ich Ihnen in einer 3-teiligen Blogserie vorstellen.
Das Konversationsdiagramm
Das Konversationsdiagramm ist ein sehr einfaches Diagramm, dessen Aussagekraft relativ beschränkt ist. Würde man es mit den Diagrammen der UML vergleichen, so wäre es (fast) analog dem Use-Case-Diagramm zusehen. Mit Hilfe eines Konversationsdiagramms (siehe Abbildung 1) beschreibt man, welche Teilnehmer (engl. „participant“ = Rechtecke, z.B. „Abrechner) des Betrachtungsgegenstands eine Aufgabe (engl. „conversation“ = Sechseck, z. B. „Eingangsrechnung prüfen“) gemeinsam erledigen.
Abbildung 1: Konversationsdiagramm der Abrechnungsabteilung
So zeigt Abbildung 1 beispielsweise, dass der Abrechner und der Handelspartner Eingangsrechnungen gemeinsam prüfen. An dieser Prüfung können auch mehrere Händler (erkennbar am Mehrfachsymbol) beteiligt sein. Wie eine „conversation“ im Detail abläuft, ist aus dem Konversationsdiagramm nicht ersichtlich. Dazu könnte man entweder ein Choreographie- oder Kollaborationsdiagramm verwenden (wobei diese nicht zwingend nur eine Konversation beschreiben müssen, d.h. sie können auch mehrere Konversationen in einem Diagramm zusammengefasst werden).
Neben den in Abbildung 1 verwendeten Elementen besteht auch die Möglichkeit, direkt konkrete Nachrichtenflüsse zwischen zwei Teilnehmern zu modellieren. Dabei ist allerdings zu beachten, dass in einem Konversationsdiagramm keine Prozesse in den Pools dokumentiert werden dürfen. Auch Choreographien zwischen Pools sind nicht erlaubt. Außerdem besteht die Möglichkeit, eine Konversation durch Unterkonversationen zu detaillieren oder globale Konversationen aufzurufen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen einen kleinen Einblick in die Welt der Konversationsdiagramme geben und Sie freuen sich schon auf den nächsten Teil meiner Serie. Dann stelle ich Ihnen das Choreographiediagramm vor.
Bis dahin!