Analysetätigkeiten für belastbare Anforderungen – Anforderungen abstrahieren

BLOG-Serie: Teil 4 von 8

Hiermit begrüßen wir Sie zum Teil 4 der Blogserie „Analysetätigkeiten für belastbare Anforderungen“.

In diesem Teil der Blogserie beschäftigen wir uns mit dem Abstrahieren von Anforderungen.

Allgemein ist Abstraktion der Prozess, bei dem wir die wesentlichen Merkmale eines Systems identifizieren und unwichtige Details ausblenden. Dadurch können wir uns auf das große Ganze konzentrieren, ohne uns in den Einzelheiten zu verlieren.

Worum geht es bei dieser Analysetätigkeit?

Diesen BLOG-Artikel gibt es auch „Vorgelesen“ als Video:-)

Worum geht es bei dieser Analysetätigkeit?

Im Kontext der Anforderungsanalyse werden zu bereits identifizierten Anforderungen, abstraktere Anforderungen definiert, um eine vollständige Sicht auf die Anforderungen eines Systems zu schaffen. Außerdem werden die bisher gesammelten Anforderungen miteinander verknüpft, indem die neuen abstrakten Anforderungen als gemeinsame Grundlage dienen.

Ursprungsanforderung

Für ein Beispiel ziehen wir nun die folgenden Anforderungen aus dem SHS heran:

Sobald das SHS die Erlaubnis zum Entriegeln einer Tür überprüft hat und falls die Überprüfung positiv war, muss das SHS die entsprechende Tür entriegeln. (E2‘)

Die Funktion Tür entriegeln muss eine Ausführungszeit von maximal 2 Sekunden aufweisen. (E3‘)

Hilfestellungen zur Durchführung dieser Analysetätigkeit

Um Sie bei der Abstraktion von Anforderungen zu unterstützen, können Sie sich zu jeder Anforderung die folgenden Fragen stellen:

  • In welchem Ablauf soll das System die geforderte Funktionalität durchführen bzw. außerhalb des Systems zur Verfügung stellen?
    Die Antwort auf diese Frage ist eine neue abstraktere Funktion des Systems.

  • Bezieht sich eine geforderte Eigenschaft des Systems auf eine Funktion des Systems?
    Die Antwort auf diese Frage führt zu einer Funktion auf einer beliebigen Abstraktionsebene.

  • Zu welchem Problem wird mit der geforderten Funktionalität oder Eigenschaft eine Lösung vorgegeben?
    Die Antwort auf diese Frage führt zu einer nicht-funktionalen Qualitätsanforderung.

Als Ergebnis auf diese Fragen erhalten wir neue abstrakte Anforderungen, welche wiederum mit den obigen drei Fragen untersucht werden können, bis ein Use Case oder eine nicht-funktionale Anforderung identifiziert wurde.

Ergebnis nach Anwendung der Analysetätigkeit

Falls wir für Anforderung E2‘ nach dem Ablauf fragen, gelangen wir zu folgender abstrakteren Anforderung:

Das SHS muss BewohnerInnen die Möglichkeit bieten, eine Tür ohne manuelle Bedienung zu entriegeln. (UC1)

Mit dieser Anforderung haben wir bereits einen Use Case identifiziert, da das SHS bei vielen möglichen Abläufen immer lediglich am Entriegeln der Tür beteiligt sein wird. Die Anforderung UC1 stellt damit eine Wurzel für viele Anforderungen des SHS dar.

In einem weiteren Beispiel hinterfragen wir die Bedingung der Anforderung E2‘.  Eine mögliche Antwort auf diese Frage führt uns zur Sicherheitsanforderung E8:

Nur Befugte dürfen eine Tür entriegeln. (E8)

Hierfür führen wir eine entsprechende Kategorie (K1) ein und ordnen dieser Anforderung E8 zu.

Fazit

Auch diese Analysetätigkeit ist im Gesamtprozess wichtig und unterstützt dabei, Anforderungen und Abstraktionsebenen zu identifizieren und die Richtige Einordnung zu erzielen. Die Ergebnisse dieser Aufgabe bilden den Ausgangspunkt für die nachfolgende Aufgabe „Anforderungen verfeinern“ (Vorstellung dieser Aufgabe in Teil 6).

Beste Grüße,

Ihre SOPHISTen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert