Wie geht man als Unternehmen ‚full OSA‘?
Die Reise beginnt damit, dass Chris Rupp Gedanken umhertrieben:
- Wie gewährleiste ich, dass meine Mitarbeiter Spaß an der Arbeit, der Interaktion im Team, der Gemeinsamkeit des Erfolgs haben und sich langfristig bei SOPHIST wohlfühlen?
- Wie bewege ich meine Mitarbeiter dazu, ihr System weitestgehend selbst zu kreieren, die Zukunft des Unternehmens selbst zu gestalten und eine Weiterentwicklung loszutreten, die von ihnen und nicht der Geschäftsleitung, ausgeht?
- Wie bewahre ich SOPHIST als ein Unternehmen, das dezentral, missionsbasiert und agil ist – und maßgeblich durch eine Heterarchie getragen wird?
Auf der Suche nach Formaten stieß Chris Rupp auf Open Space Agility oder kurz: OSA von Daniel Mezick entwickelt, beschreibt OSA im weitesten Sinne eine Einführungsstrategie von Agilität im Business-Kontext, die die Vorzüge des Open Space nutzt [vgl. Mezicks 2012 erschienenes Buch Culture Game, wo OSA eines von 16 Business-Patterns ist, das er als besonders agil-affin identifiziert.] die Teilnahme am Open Space ist freiwillig. Alle können, niemand muss. Auch während eines Open Space ist es jedem selbst überlassen, an einer Diskussion teilzunehmen oder nicht. Die Agenda ist nicht ‚von oben‘ vorgegeben, sondern schaffen sich die Anwesenden selbst. Der Geschäftsführer agiert dabei als Sponsor, der einlädt und den Open Space eröffnet. Akteure innerhalb dieses Raums sind die Mitarbeiter [vgl. Joachim Pfeffer, Miriam Sasse. OpenSpace Agility kompakt, 20-22]
Wie geht man nun „full OSA“? – Ein Abriss einer möglichen Anleitung:
In einem ersten Schritt besucht man den OSA-Workshop, den Miriam Sasse und Joachim Pfeffer 2018 auf der Manage Agile in Berlin gehalten haben. Man stellt Kontakt zum OSA-Gründungsvater her und führt transatlantische Skype-Sessions mit Daniel Mezick. Hat man dessen Segen erhalten, wird man zum Stand des zertifizierten OSAners erhoben (Fotobeweis unten).
In einem zweiten Schritt packt man sich am eigenen Unternehmensschopf, nimmt sich die alljährliche Firmenreise her und führt einen hauseigenen OSA-Workshop durch. Zu diesem Workshop, in Chris Rupps Worten, sind alle „eingeladen, nicht vorgeladen“. Auf dem Fundament dieser Freiwilligkeit fußt die einladungsbasierte Unternehmenstransformation von OSA.
Als Sponsor begrüßt man offiziell im Open Space seine Mitarbeiter, bevor man den Kreis verlässt und damit Raum und Wort den Mitarbeitern übergibt, die, frei und selbstorganisiert, zwei Tage lang all das ansprechen, debattieren, konzipieren, revidieren und neu aufstellen, was sie am Unternehmen verändern, verbessern oder verfeinern wollen.
Währenddessen nutzt man als einzigen Wegweiser die OSA-Prinzipien, dass
- wer auch immer sich zu einem offen diskutierenden Kreis gesellt, es handelt sich immer um die richtigen Leute.
- was auch immer während einer Diskussion geschieht, es handelt sich um das Einzige, was geschehen konnte.
- eine Diskussion beginnt, wenn die Zeit reif ist. Es gibt keinen planbaren Terminstart.
- eine Diskussion endet, wenn sie vorbei ist. Kein Endpunkt ist vorgeschrieben.
Man praktiziert dabei das „Gesetz der beiden Füße“: ist man der Meinung, dass man nichts mehr zu einer Diskussion beitragen kann, so wechselt man zu einer anderen Diskussion (oder holt sich einen Kaffee oder geht spazieren etc.).
So konvertiert man die Freiwilligkeit der Teilnahme in ein selbstorganisiertes Teilnehmen. So maximiert man Produktivität: die meiste Energie steckt man naturgemäß in die Dinge, die am meisten interessieren und am stärksten am Herzen liegen.
Im letzten Schritt beendet man den Workshop in einem finalen Open Space und macht sich auf die Heimreise mit einer ganzen Reihe neuer Themen und Projekte, die wiederum in die nächste Iteration durchstarten und einen neuen ersten Schritt einläuten: die Experimentierphase, in der sich an den Veränderungen versucht wird, und das wieder freiwillig und selbstorganisiert.
Wohin die OSA-Reise geht, steht noch offen und wird der nächste Teil dieser Blog-Serie sein. Im Moment wird fröhlich quer durchs Unternehmen experimentiert.
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