Die Retrospektive ist eines der klassischen Scrum-Ereignisse. Neben dem Planning, dem Daily und dem Review hat es in der Projektwelt allerdings einen oft geringen Stellenwert. Nachzuvollziehen ist dieser Status allerdings nicht, da die Retrospektive neben den wichtigen Säulen, wie Transparenz und Inspektion, eines der Kernelemente des Scrum-Prinzips der Adaption ist.
Folgen wir der in der Abbildung genutzten Metapher: Lässt man eine der Säulen weg, ist das Risiko, dass der agile Tempel in sich zusammenfällt, ungemein höher.
Findet ein Überprüfer in einer Inspektionsphase (Sprint-Planning, Daily-Scrum, Sprint-Review, Sprint-Retrospektive) heraus, dass gewisse Werte des Prozesses vom Soll-Wert abweichen und die Effizienz sowie das fertige Produkt darunter leiden, muss eine Adaption des Prozesses und der Methoden stattfinden. Diese Anpassung muss, sobald erkannt, am besten in der anstehenden Iteration vollzogen werden. [1] Wichtig für die Aufdeckung dieser abweichenden Werte ist die Transparenz im agilen Prozess. Damit diese Punkte angesprochen werden können, muss im Team eine gewissen Offenheit und Fähigkeit zur Reflektion vorhanden sein. Nur dann kann unter vernünftigen Rahmenbedingungen über eine mögliche Anpassung sowie Beseitigung von Impediments diskutiert werden.
Die Retrospektive findet meist zwischen dem Sprint-Review und dem nächsten Sprint-Planning statt. Geht man von einem vierwöchigen Sprint aus, setzt man die Time-Box bei maximal drei Stunden an. In einem Scrum-Umfeld organisiert der Scrum-Master das Meeting, nimmt aber auch als gleichberechtigtes Scrum-Teammitglied an der Retro teil. [2] In den drei Stunden werden die Fragen „Was habe wir gut gemacht?“, „Was lief nicht so gut?“ und „Was können wir im nächsten Sprint besser machen?“ beantwortet.
Das A und O einer Retrospektive ist ein strukturiertes und mit den passenden Methoden gefülltes Vorgehen. Lässt man eine Retro einfach so passieren, endet dies meist in einem lustigen Kaffetratsch, der zwar sehr unterhaltsam sein kann aber das eigentliche Ziel völlig verfehlt. In unserer Blogserie zum Thema Retrospektive informieren wir Sie, in welchen Stufen eine Retro aufgeteilt sein sollte und stellen Ihnen aus dem dichten Methoden-Dschungel speziell von uns bereits in der Praxis erprobte und als praktikabel befundene Methoden vor. Seien Sie gespannt!
Wir sollten wirklich einmal miteinander reden! – Tipps für eine erfolgreiche Retrospektive – (Teil 2)
Wir sollten wirklich einmal miteinander reden! – Tipps für eine erfolgreiche Retrospektive (Teil 3)
[1] vgl. Schwaber, Ken; Sutherland, Jeff: Der Scrum Guide: Der gültige Leitfaden für Scrum: Die Spielregeln. Version 1.6.. 2013. (4)
[2] vgl. Ebd. (12f)