Wir bekommen häufig in Projekten und Trainings die Frage gestellt, anhand welcher Kriterien wir entscheiden, ob Informationen dokumentiert werden und wenn ja, in welchem Detaillierungsgrad und wie lange diese Dokumentation aufzubewahren und zu pflegen sind. Eine Antwort auf diese Fragen gibt unser Training „Agile Projektdokumentation – Eine angemessene Dokumentation aufbauen“.
Nachdem wir dieses Training inzwischen mehrmals erfolgreich gehalten haben, hat sich die Vermutung der Trainer bestätigt, dass die Techniken zur Ermittlung des Dokumentationsbedarfs nicht nur auf agil durchgeführte Projekte anwendbar sind, sondern auch auf traditionell durchgeführte Projekte adaptiert werden können.
In dem genannten Training stellen wir den Teilnehmern ein tabellarisches Hilfsmittel zur Ermittlung einer angemessenen Projektdokumentation vor. Eine beispielhaft ausgefüllte Tabelle können Sie in der nachfolgenden Abbildung sehen. Mit der Tabelle legen Sie fest,
- wer
- zu welchem Zeitpunkt
- welche Informationen
- in einem bestimmten Reifegrad
benötigt. Dabei bestimmen der Reifegrad und der Verwendungszeitpunkt, ob die Informationen überhaupt nicht, temporär oder dauerhaft dokumentiert werden sollten.
Wie müssen Sie diese Tabelle lesen?
In den Zeilen sind beispielhaft Informationenaufgeführt, die wir SOPHISTen in Entwicklungsprojekten immer wieder benötigen. Die Spalten zeigen verschiedene Disziplinen, die Entwicklungstätigkeiten zusammenfassen. Wir haben uns an dieser Stelle für Disziplinen und Tätigkeiten nach SWEBOK [SWE13] entschieden, da Rollen von Projekt zu Projekt unterschiedlich definiert sein können. Die Zellen beschreiben durch die darin enthaltenen Reifegrade, in welcher Qualität die jeweilige Art der Information für die Durchführung der mit den Disziplinen verbundenen Tätigkeiten mindestens benötigt wird. Reifegrad 1 heißt, dass die Informationen nur exemplarisch und nicht vollkommen durchdacht vorliegen müssen. Reifegrad 3 dagegen bedeutet, dass die Information ausgereift, vollständig und mit den Projektbeteiligten abgestimmt sein soll. Wie wir im Training anhand verschiedener Quellen aus dem Bereich „Cognitive Science“ (u. a. [Bad12], [Spi12] und [Sta13]) zeigen, ist zur Erreichung des Reifegrads 3 eine Dokumentation der Informationen erforderlich. Beispielsweise ist die Abstimmung von Informationen mit mehreren Personen nicht ohne Dokumentation zu erreichen,
Ein Beispiel aus unserer Tabelle soll das erläutern. Die Disziplin System Requirements benötigt die Ziele des Systems in ausgereifter Form (Reifegrad 3) vom Kunden. Die Funktionalität des Systems benötigt diese Disziplin dagegen nicht, da die Erhebung dieser Informationen in deren Verantwortung liegt.
Die Tabelle ist auf der Basis unserer Projekterfahrungen entstanden und muss nicht zwingend mit Ihren Erfahrungen übereinstimmen. Unser Vorschlag ist, dass Sie die Tabelle individuell für Ihre Projekte ausfüllen, indem Sie Ihre eigenen Arten an Informationen sowie die in Ihrem Projekt vorhandenen Disziplinen, Tätigkeiten oder Rollen auflisten.
Gerne können Sie uns Ihre eigenen Erfahrungen mitteilen oder uns bei Fragen zu der Tabelle kontaktieren.
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Quellen:
[SWE13] IEEE – Institute of Electrical and Electronics Engineers (2013): Software Engineering Body of Knowledge (SWEBOK). v3. Online verfügbar unter http://www.computer.org/portal/web/swebok/home, zuletzt geprüft am 25.01.2015.
[Spi12] Spitzer, Manfred (2012): Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen. München: Droemer (Beck’sche Reihe).
[Sta13] Stangl, Werner (2013): Die Vergessenskurve. Online verfügbar unter http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEDAECHTNIS/Vergessen-Ebbinghaus.shtml, zuletzt geprüft am 02.07.2013.
[Bad12] Baddeley, Alan (2012): Working Memory: Theories, Models, and Controversies. Department of Psychology, University of York. York. Online verfügbar unter http://sunburst.usd.edu/~schieber/psyc792/workload/Baddeley2012.pdf, zuletzt geprüft am 02.07.2013.