Training from the back of the room: Aufgepasst und aufgetrumpft!

Wer hätte das gedacht! Lebkuchen scheinen die Rätselfreunde unter Ihnen sehr zu motivieren. Danke für alle Einsendungen und lassen Sie sich Ihre Lebkuchen auch im Januar schmecken!

Hier folgt nun des Rätsels Lösung:

  1. Bewegung schlägt Stillsitzen

Schier endlos auf einem Stuhl sitzen – da verspürt jeder irgendwann den Drang, sich zu bewegen. Und das nicht nur, weil der Rücken weh tut. Der Molekularbiologe John Medina hat bewiesen, dass „körperliche Bewegung […] das Gehirn auf Trab [bringt]“. Das Gute an Bewegung ist, dass sie Sauerstoff in Ihr Gehirn bringt und so Ihre Denkleistung verbessert wird.

Dieser Trumpf lässt sich sehr einfach in Trainings und Workshops einbinden. Hier ein paar einfach umzusetzende Möglichkeiten, um Bewegung in Ihre Gruppe zu bringen:

Sollte es in Ihrem Training Getränke geben, stellen Sie diese nicht auf die Arbeitstische der Teilnehmenden. Ein extra Tisch mit den Getränken (und gerne auch Lebkuchen) kann ruhig so aufgebaut sein, dass die Gruppe sich bewegen muss, wenn sie trinken oder essen möchte.

Arbeiten Sie mit Moderationsmaterial, drücken Sie es Ihren Teilnehmenden nicht persönlich in die Hand. Entweder liegt das Material auf einem Tisch und die Teilnehmenden bewegen sich dort hin, oder die Teilnehmenden geben sich das Material untereinander weiter. So erzeugen Sie ohne großen Aufwand schon mehr Bewegung, als wenn Sie Ihren Teilnehmenden die Materialien in die Hand legen.

 

  1. Mitreden schlägt Anhören

„Lernen ist sozial.“ Und weil diese Aussage von Jay Cross so wichtig für ein Umdenken in der Erwachsenenbildung ist, folgt sie gleich noch einmal: „Lernen ist sozial.“ Bringen Sie Ihre Gruppe dazu, miteinander zu sprechen. Spricht eine Person über Neugelerntes, muss sie nach eigenen Worten suchen, um sich auszudrücken. Damit schlägt die Person den besten Weg ein, etwas zu lernen: Sie bringt es einer weiteren Person bei.

Bevor Sie Informationen zu einem Thema geben, lassen Sie Ihre Gruppe drei bereits bekannte Themen nennen. Oder starten Sie in einem Workshop, in dem Sie Zweiergruppen bilden lassen und jede Gruppe zwei Minuten über bereits vorhandenes Wissen zum Workshopthema spricht.

 

  1. Bild schlägt Wort

Wenn Sie an Postkarten denken, die Sie vor hoffentlich nicht allzu langer Zeit erhalten haben, woran erinnern Sie sich? An den Text oder an das Bild? Meine letzte Postkarte zeigte verschiedene Ostsee-Leuchttürme mit Glitzer. Nein, es geht nicht um Glitzer. Es geht darum, dass unsere Langzeiterinnerung an Bilder nahezu unbegrenzt ist. Damit sind nicht nur gemalte Bilder gemeint. Selbst sprachliche Bilder helfen Gruppen, Gelerntes besser zu behalten.

Geben Sie Ihrer Gruppe die Aufgabe, das Gelernte des letzten Themenblocks in einem einfachen Bild zu skizzieren. Lassen Sie auf Trainingsunterlagen Raum für Skizzen. Ermutigen Sie die Gruppe, gehörtes zu visualisieren. Auch Erfahrungsberichte (oder besser: Geschichten) helfen, Gehörtes zu behalten.

  1. Notieren schlägt Mitlesen

Sich Notizen zu machen ist eine anspruchsvolle, multisensorische Aufgabe. Gehörtes muss verarbeitet werden, da es kaum möglich ist, Gehörtes Wort für Wort zu notieren.

Ist in Ihren Trainingsunterlagen Platz für Notizen? Karteikarten oder kleine Hefte sind sicherlich auch eine schöne und zugleich nützliche Tischdekoration!

 

  1. Kürzer schlägt länger

Der wohl verrückteste Trumpf in der Erwachsenenbildung: Nein, Sie sollen Ihrer Gruppe keinen stundenlangen Monolog halten – auch wenn Sie über Arbeitserfahrung noch und nöcher verfügen. Denn: so lernt Ihre Gruppe sehr wenig bis nichts. Teilen Sie Ihre Inhalte in Einheiten zwischen 10-20 Minuten ein. Damit tun Sie dem Langzeitgedächtnis Ihrer Gruppe einen Gefallen und es fügt Einheit für Einheit neues Wissen in ihr Langzeitgedächtnis.

Dieser Trumpf lässt sich sehr gut mit anderen Trümpfen kombinieren: Nach max. 20 Minuten steht Ihre Gruppe auf, findet sich in Zweiergruppen zusammen und spricht über das eben Gehörte oder visualisiert es.

 

  1. Anders schlägt Einerlei

 Einheitsbrei hat nichts in der Erwachsenenbildung verloren! Variation dagegen gehört in die erste Reihe. Überlegen Sie, welche Methoden Sie einsetzen wollen (Sie stehen vor und erzählen ist eine Methode für max. 20 Minuten, die nicht zu oft wiederholt werden sollte!). Neben den Methoden bringen Sie Variation in den Raum: können Sie die Tische für unterschiedliche Themenblöcke anders stellen? Nutzen Sie Flipcharts, Pinnwände, Moderationskarten oder die Tür Ihres Raumes? Alles, nur keine ständige Wiederholung, denn so schaltet das Gehirn einfach ab. Und eine Gruppe, die abschaltet und gelangweilt vor Ihnen sitzt, ist wohl nicht wirklich Ihr Ziel.

 

Diese sechs Trümpfe lassen sich einfach in Trainings und Workshops einbauen. Ein paar Ideen haben Sie bereits bekommen. Das Schöne daran: Ein Training oder Workshop muss nicht komplett von der ersten bis zur letzten Minute von heute auf morgen umgestaltet werden. Probieren Sie Stück für Stück, mit welchen Trümpfen Sie sich wohlfühlen. Beobachten Sie Ihre Gruppe – verhält sie sich anders, wenn Sie ein paar der Trümpfe berücksichtigen? Weitere Vorschläge zur Umsetzung der genannten Trümpfe bekommen Sie im letzten Beitrag der Blogserie zum Training from the back of the room.

Bis dahin – immer schön in Bewegung bleiben, einfach mal visualisieren und den Kurzzeitwecker stellen!

 

 

Quellen:

Ausführlichere Informationen zu den Trümpfen finden Sie in:

Bowman, Sharon L.: Training from the back of the room. 65 ways to step aside and let them learn. Pfeiffer: 2008.

Bowman, Sharon L.: Using Brain Science To Make Training Stick. Bowperson Publishing and Training: 2010.

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