Von der Lösung zum Problem – wie Sie mit Fragetechniken den Problemen auf den Grund gehen können, Teil 2

Im ersten Teil der Blogserie haben Sie einen Einblick bekommen, wie man zielorientierte Fragestellungen im Requirements Engineering verwenden kann, um das Ziel eines Stakholders zu verstehen, selbst, wenn er uns in seinen Anforderungen schon einen Lösungsweg vorgegeben hat. Um nun das eigentliche Problem hinter dem Lösungsweg weiter zu analysieren, gehen wir heute den nächsten Schritt.

Wenn Sie nun das Ziel vor Augen haben, wie sie im Teil 1 der Blogserie erfahren haben, können Sie sich dem Problem widmen und Ihre Analyse durch problemorientierte Fragestellungen weiter voran treiben.

Dieser Fragetyp versucht, die Auftrittswahrscheinlichkeit eines Problems herauszuarbeiten und damit auch, z.B. wie kritisch ein Problem für den Anwender, das Unternehmen, das Produkt, etc. ist. Achten Sie hier besonders darauf, trotzdem positiv zu Formulieren.

Hier einige Beispiele:

  • Seit wann haben Sie das Problem?
    Das kann ein bestimmtes Release oder z.B .auch der Zeitpunkt einer Umstrukturierung im Unternehmen sein. So können Sie die Situation vorher/nachher mit Ihrem Gesprächspartner durchgehen und kommen in der Problemanalyse schnell voran.
  • Wann tritt das Problem nicht/weniger häufig auf?
    Eine herrliche Frage, um die Ausnahmen von der Regel zu erkennen, aber auch die Auslöser für das Problem zu identifizieren. Vielleicht tritt das Problem faktisch gar nicht so oft auf, wie es subjektiv wahrgenommen wird. Hier wäre eine anschließende Kosten-Nutzen-Analyse empfehlenswert.
  • Wann war das letzte Mal als das Problem nicht aufgetreten ist?
    Hier sollten Sie Ihrem Gegenüber ein wenig Zeit zum grübeln eingestehen, denn diese Frage ist oft nicht leicht zu beantworten. Aber wenn die Antwort da ist, kann das Zielbild mit der gefundenen Situation, in der das Problem nicht aufgetreten ist abgeglichen und verifiziert werden.
  • Welchen Nutzen hat das Problem?
    Eine heikle Frage, denn hier können leicht menschliche Faktoren identifiziert werden. Z.B. hätte man keinen Grund mehr für tägliche Diskussionen oder die Erwartungshaltung der Führungskraft an die Leistung der Mitarbeiter könnte steigen bzw. eine Stelle im Team überflüssig werden. Seien Sie behutsam und gehen Sie mit dieser Frage mit Bedacht um, aber nutzen Sie sie, wenn es Ihrer Situation dient.

Besonders über problemorientierte Fragestellungen ließe sich im Requirements Engineering Kontext noch vieles sagen, was den Umfang eines Blogbetrags gnadenlos sprengen würde. Aber vielleicht konnten wir Sie ja inspirieren und Ihnen einen praxistauglichen Hinweis geben, wie Sie das Problem hinter dem Lösungsweg finden können.

Im nächsten Teil der Blogserie erfahren Sie mehr zu den ressourcenorientierten Fragestellungen, bevor wir uns mit defizitorientierten, assoziierende oder dissoziierende Fragestellungen beschäftigen. Es bleibt also spannend!

Bleiben Sie dran und lesen Sie uns bald wieder!

Ihre SOPHISTen

Quelle:
Balance Akademie, Graz, Lehrmaterial Coaching-Ausbildung http://www.balanceakademie.at/

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