Wie groß darf, muss oder kann eine Vision Box sein? Welche Vor- und Nachteile hat eine virtuelle Vision Box im Vergleich zu konventionellen Vision Boxes? Und gehört das Thema nicht eher ins Marketing?
Visionen gelten im Allgemeinen eher als nebulöse Gebilde, daher mag es dem einen oder anderen seltsam vorkommen, gerade mit einer Vision Box Ziele für ein System oder Produkt ableiten zu wollen. Allerdings bietet die Technik einen geradezu spielerischen Zugang zum Identifizieren von Zielen.
Als Erfinder der Technik werden in den meisten Quellen Bill Shackelford und Jim Highsmith genannt. Jim Highsmith, einer der ursprünglichen Unterzeichner des Agilen Manifests und Vater des Adaptive Software Developments (ASD), beschreibt die Vision Box-Technik (auch als „Design the Box“-Technik bekannt) in seinem Buch „Agile Project Management: Creating Innovative Products“ [1] als Teil der Visionsphase (envision phase) der Produktentwicklung. Weiterverbreitet wurde die Technik auch durch Game Storming-Ansätze und Blogs wie z. B. „Joel on Software“ [2].
Ziel bei der Erstellung einer Vision Box ist es, als Team die essentielle Idee eines Produktes zu erfassen, bzw. zu kreieren. Dabei ist nebensächlich, ob es sich um ein vollkommen neues Produkt oder eine Produktweiterentwicklung handelt, solange visionäre Anteile eine Rolle spielen.
Die „klassische“ Vision Box und der Vision Box-Workshop
Die Aufgabenstellung im Vision Box-Workshop lautet, eine Verpackung für das neue Produkt zu entwerfen. Diese Verpackung soll einem potentiellen Käufer auf einen Blick klar machen,
- worum es sich bei dem Produkt handelt,
- wie es aussieht,
- welchen Namen es hat,
- was man damit tun kann bzw. worin die Vorteile bestehen, es zu kaufen, und
- welche Voraussetzungen man benötigt, um das Produkt verwenden zu können.
In einem Folgeschritt kann zusätzlich noch eine Bedienungsanleitung für das Produkt entworfen werden – ein Abstecher in den Bereich Usability.
Die Vision Box kann ganz traditionell auf einem Karton entworfen werden, zum Beispiel auf einer Cornflakes-Verpackung, die mit einfarbigem Papier überklebt wurde.
Abbildung 1 – Eine „klassische“ Vision Box für den imaginären E-Book Reader „Simply Read“.
Ein interessanter Aspekt bei diesem Vorgehen ist die Einschränkung des verfügbaren Raums für Beschreibungen, Vor-und Nachteile, Produktabbildungen, usw. Weder kann die Fläche vergrößert, noch die Schrift bis ins Unleserliche verkleinert werden. Inhalte müssen also auf die essentielle Aussage reduziert werden, wenn man alle wichtigen Punkte gut sichtbar auf der Packung unterbringen will. Das Reduzieren der Inhalte erfordert intensives Nachdenken über die Sachverhalte, ähnlich wie es bei „klassischen“ Zielfindungsmethoden notwendig ist.
Durch die physikalische Repräsentation wird das Produkt zudem greifbarer – sowohl für das Team und die Stakeholder, als auch für eventuelle Sponsoren, die für das Produkt begeistert werden müssen.
Quellen:
[1] Jim Highsmith. Agile Project Management: Creating Innovative Products. Addison-Wesley. 2004.
[2] http://www.joelonsoftware.com/articles/JimHighsmithonProductVisi.html
Das ist eine gute Technik zur Vergegenständlichung einer Idee.