Im letzten Beitrag dieser Serie haben wir Ihnen das Prinzip des Messleitfadens als einen wichtigen Teil des „Prozess zur Qualitätssicherung im Requirements Engineering durch den Einsatz von Qualitätsmetriken“ vorgestellt, und erläutert, aus welchen Teilen ein solcher Messleitfaden besteht und wie er erstellt wird.
Der heutige, finale Beitrag dieser Blogserie dreht sich um die Dokumentation und die Beurteilung der Messergebnisse die durch Qualitätsmetriken erzeugt werden.
Die Dokumentationsart der Messergebnisse hat Einfluss auf die Möglichkeiten bei der Beurteilung der Ergebnisse. So ermöglicht z. B. die Verwendung einer sogenannten Qualitätsregelkarte neben dem direkten Soll-Ist-Vergleich der Messwerte durch ihre grafische Darstellung auch eine langfristige Beurteilung des Werteverlaufs.
Qualitätsregelkarten kommen meist im Qualitätsmanagement im produzierenden Gewerbe zum Einsatz und wurden von uns zur Verwendung für die Qualitätsmessung im Requirements Engineering adaptiert.
Zur Dokumentation der Messergebnisse für eine Anforderungsspezifikation sollte eine Qualitätsregelkarte Folgendes beinhalten:
- Bezeichnung der Spezifikation
- Verwendete Metrik unter Angabe des Betrachtungsgegenstands und des zugrundeliegenden Qualitätskriteriums
- Messzeitpunkte
- Umfang der betrachteten Stichproben
- Diagramm zur Verfolgung der ermittelten Messwerte (Verlaufsdiagramm)
Im Gegensatz zu den eher allgemeinen Informationen über die durchgeführten Qualitätsmessungen (Punkt 1-4) liefert das Verlaufsdiagramm (Punkt 5), in das die ermittelten Messwerte eingetragen werden, den eigentlichen Hauptnutzen der Qualitätsregelkarte.
Im Verlaufsdiagramm werden zusätzlich zu den Messwerten Grenzen festgelegt. Diese Grenzen werden aus den gesetzten Qualitätszielen abgeleitet und grenzen den absoluten Toleranzbereich für die Messergebnisse ein.
Doch die Messergebnisse lassen sich nicht nur anhand dieser vordefinierten Grenzen beurteilen. Durch Beobachtung des Verlaufs der Messwerte können in der sogenannten Trendanalyse Störungen im Prozess der Spezifikationserstellung und somit Ursachen für mangelnde Qualität einer Anforderungsspezifikation, erkannt werden.
Wenn bei einer Trendanalyse ein charakteristischer Messwertverlaufe wie beispielsweise ein „Trend“, ein „Run“ oder ein „Middle Third“ festgestellt wird, können konkrete Probleme in einer Anforderungsspezifikation festgestellt und behoben werden.
So spricht man beispielsweise bei sieben aufeinander folgenden, fallenden oder steigenden Werten von einem Trend, der ein Indiz für zu geringen bzw. zu starken Aufwand für die Qualitätssicherung sein kann. Werden keine Gegenmaßnahmen für diesen Verlauf initiiert, werden die gesetzten Eingriffsgrenzen in absehbarer Zeit überschritten.
Die Trendanalyse dient der Abschätzung des Risikos, welches mit dem prognostizierten Qualitätsverlauf einher geht. Auf Basis der Erkenntnisse einer Trendanalyse können geeignete Maßnahmen festgelegt und initiiert werden, um die Qualität der gemessenen Anforderungsspezifikation zu verbessern und somit den erkannten Risiken zu entgehen.
Wurden geeignete Maßnahmen zur Regulierung der Qualität durchgeführt, ist dies allerdings noch keine Garantie dafür, die gesetzten Qualitätsziele für eine Anforderungsspezifikation zu erreichen.
Dies wird meist erst durch eine kontinuierliche Qualitätsmessung und –anpassung ermöglicht.
Mit dem Qualitätsmessprozess, den beschriebenen Methoden und Verfahren und den vorgestellten Qualitätsmetriken verfügen Sie über das nötige Handwerkszeug zur Sicherung der Qualität Ihrer Anforderungsspezifikationen.
Wir hoffen, dass Ihnen unsere Blogserie zum Thema Qualitätsmessung im Requirements Egineering gefallen hat und bedanken uns recht herzlich für das Lesen. Falls Sie weitere Fragen oder allgemeines Interesse an diesem und weiteren Themen des Requirements Engineering haben, wenden Sie sich bitte an heureka@sophist.de