Ein Crowdsourcing-Prozess – In neun Schritten zum Erfolg

In unseren letzten beiden Beiträgen „Crowd-basiertes Requirements-Engineering“ und „Crowdsourcing“ konnten Sie bereits einige Grundlagen rund um das Thema CrowdRE kennenlernen. Finden Sie die Idee eines Crowdsourcings – Outsourcing an die Crowd – spannend und überlegen vielleicht sogar mit Ihrem Unternehmen eines durchzuführen?
Dann sollte dieser Blog-Beitrag interessant für Sie sein, denn wir stellen Ihnen den Prozess vor, den wir bei unserem Crowdsourcing anwenden.

 

Grundsätzlich unterteilen wir den Prozess aus Abbildung 1 in die Bereiche Crowdsourcing planen (hellgrau), Crowdsourcing durchführen (dunkelgrau) und Crowdsourcing auswerten (blau), wobei manche Grenzen hier schwimmend sind.

1. Machbarkeit analysieren
Um die Machbarkeit zu analysieren, werden zunächst der Geltungsbereich und die Visionen definiert. Für welches Produkt oder in welchem Bereich soll das Crowdsourcing stattfinden? Außerdem wird betrachtet welche situationsbedingten Faktoren vorliegen, wie die Unternehmenskultur ist und was sich Ihr Unternehmen als Output des Crowdsourcings verspricht. Nachdem man sich auch über den vorgegebenen Zeitrahmen Gedanken gemacht hat, kann die Entscheidung fallen, ob die Durchführung eines Crowdsourcing sinnvoll ist.

2. Unternehmensinternen Kontext festlegen
Sollte die Entscheidung zugunsten des Crowdsourcings gefallen sein, werden im Schritt 2 Projektverantwortliche definiert und alle betroffenen Stellen identifiziert. Denken Sie neben den offensichtlichen Stellen, wie Entwicklung, Management, IT und Marketing auch an Stellen wie Buchhaltung, Vertrieb oder den Datenschutzbeauftragten. Wichtig ist, das Crowdsourcing frühzeitig unternehmensintern, speziell an die direkt und indirekt betroffenen Stellen, zu kommunizieren.

3. Crowd analysieren
Nun machen Sie sich Gedanken über Ihre Stakeholdergruppen. Wen möchten Sie mit dem Crowdsourcing ansprechen und erreichen? Und noch viel wichtiger: Wie bekommen Sie die Crowd dazu, an Ihrem Crowdsourcing teilzunehmen? Ein gutes Anreizsystem schafft oft die richtige Motivation. Hier kann es auch helfen, die verschiedenen Charakteristika der Crowd zu berücksichtigen, um einerseits die richtigen Anreize auszuwählen, aber andererseits auch den gewünschten Output zu erhalten. Womöglich können Sie nun auch ganz konkrete Crowdworker identifizieren, die Sie zur Teilnahme animieren möchten.

4. Infrastrukturellen Kontext analysieren
In Schritt 4 widmen wir uns der Infrastruktur. Welche Feedback-Kanäle gibt es bereits, welche müssen neu eingerichtet werden? Evaluieren und definieren Sie Tools und/oder Plattformen, auf denen das Crowdsourcing stattfinden soll.

5. Crowdsourcing vorbereiten
Überlegen Sie sich eine Marketing-Kampagne, um das Crowdsourcing publik zu machen und die mengenmäßige Teilnahme zu steuern. Wichtig ist in diesem Schritt ebenfalls, Teilnahme- und Rechterichtlinien auszuarbeiten. Auch die Datenschutzbestimmungen müssen geschrieben werden. Sollte es in diesen Bereichen Unklarheiten geben, holen Sie sich Rat in der Rechtsabteilung und beim Datenschutzbeauftragen.
Danach können Sie Aufgabenstellungen, Fragebögen und Formulare entwerfen, die Tool(s) und/oder Plattform(en) einrichten und auch testen. Sollten Sie weitere Kanäle, z.B. eine spezielle Email-Adresse, aktivieren, müssen auch diese getestet werden.

6. Crowd involvieren
Nachdem alle Tests erfolgreich abgeschlossen sind, können Sie die Crowd einladen. Wichtig ist, dass Sie die Bearbeitung der Tasks durch die Crowd überwachen und falls notwendig moderierend eingreifen oder nachjustieren. Bei Bedarf können Sie nun auch Ihre zuvor geplanten Marketingstrategien zur Erhöhung der Teilnahme einsetzen.

7. Crowdsourcing nachbereiten
Falls gewünscht werden im 7. Schritt die Tool(s)/Plattform(en) deaktiviert. In jedem Fall sollten Sie soweit möglich, die zugesagte Motivation an Ihre Worker ausschütten.

8. Feedback auswerten
Nun ist es an der Zeit, das erhaltene Feedback auszuwerten und daraus Requirements abzuleiten. Ist Ihr Input manuell handlebar, oder benötigen Sie (semi-)automatisierte Verfahren, wie Text-Mining? Falls die Crowdworker auch priorisiert haben, müssten diese Prioritäten ebenfalls bewertet werden. Nachdem die Requirements geprüft und abgestimmt sind, gilt es diese den betroffenen Stellen mitzuteilen und im Nachgang zu verwalten.

9. Crowdsourcing abschließen
Abschließend sollten restliche Motivationen an Worker ausgeschüttet werden und ggf. mit guten Ideengebern weiterer Kontakt gehalten werden. Bewerten Sie das Crowdsourcing rückblickend. Dokumentieren Sie dabei z.B. was gut lief oder worin sie
Verbesserungspotential für die nächste Runde sehen.

Geschafft! Sie bräuchten an der ein oder anderen Stelle mehr Input? Das können wir verstehen. Darum werden wir in den folgenden Blog-Beiträgen zum Thema CrowdRE detailliert auf einige Bereiche der Planung, der Durchführung und der Auswertung des Crowdsourcings eingehen.

Bis dahin können Sie sich bei unserem Crowdsourcing unter www.sophist.de/crowdsourcing Inspirationen holen und außerdem die 7. Auflage des Buches „Requirements-Engineering und -Management“ mitgestalten.

Bis zum nächsten Beitrag,
Ihre SOPHISTen

 

Quelle:

[1] R. Snijders, A. Özüm, S. Brinkkemper and F. Dalpiaz, Crowd-centric requirements engineering: A method based on crowdsourcing and gamification,
Department of Information and Computing Sciences, Utrecht University, Utrecht, The Netherlands, März 2016.

 

 

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