Crowd-basiertes Requirements-Engineering – Wie neue Technologien das RE erweitern

Sie arbeiten mit einer Anwendung, die Sie eigentlich mögen, aber ein paar Kleinigkeiten
stören Sie? Was wäre, wenn es eine einfache Möglichkeit gäbe, Ihre Wünsche an den Hersteller zu kommunizieren – und dieser setzt sie auch noch zeitnah um? In Zeiten der Globalisierung und des weltweiten Vertriebs von Systemen haben Unternehmen erkannt, dass genau diese Wünsche wertvolle Anforderungen darstellen. Doch wie kommt ein Unternehmen da ran?


Wir haben einen Ansatz dazu für Sie untersucht und werden ihn in einer mehrteiligen Serie die wichtigsten Aspekte zu Crowd-basiertem Requirements-Engineering vorstellen.

Die Crowd

Crowd? Noch nie gehört? Die Crowd ist eine Schar an aktuellen oder potentiellen Stakeholdern mit einem gemeinsamen Interesse an einem Produkt. Tag für Tag produziert, postet und liket die Crowd unzählige Datenmengen. Neue Technologien wie Big Data, Deep Learning, Text- und Usage-Mining ermöglichen eine Auswertung der Texte, Kommentare, Bewertungen und Log-Dateien im großen Stil. Die gewonnen Informationen können im Requirements-Engineering verwendet und zu Anforderungen transformiert werden. So ensteht ein ganz neuer Bereich:
Crowd-basiertes Requirements-Engineering (CrowdRE), manchmal auch Crowd-centric Requirements-Engineering (CCRE) genannt. Die Fraunhofer IESE definiert CrowdRE als „(semi-)automatisierten Requirements-Engineering-Ansatz für die Gewinnung und Analyse von Nutzer-Feedback jeglicher Art, mit dem Ziel, validierte Benutzeranforderungen abzuleiten.“ Anders gesagt: Die Crowd wird ins RE einbezogen.

Welche Herausforderungen und Chancen bietet CrowdRE?

Wie das klassische RE steckt auch der Crowd-basierte Ansatz voller vielfältiger Herausfoderungen, vgl. Abbildung 1. Es gilt, die richtigen Tools, Plattformen und Feedback-Kanäle auszuwählen, bereitzustellen, zu überwachen und falls nötig moderierend einzugreifen. Außerdem muss die Crowd gefunden und eventuell zur Teilnahme am CrowdRE motiviert werden. Und schließlich müssen all die Daten ausgewertet und letztendlich daraus Anforderungen abgeleitet werden.

Abbildung 1: Die Aufgaben der Requirements-Engineers beim CrowdRE, angelehnt an [1]

Dieser Aufwand lohnt sich, denn Crowd-basiertes Requirements-Engineering bietet die Chance, an Anforderungen von Nutzergruppen, die sonst unterrepräsentiert sind, zu gelangen. Bei richtigem Set-Up hat CrowdRE sogar das Potenzial die Gesamtkosten des REs zu reduzieren – beispielsweise indem Aufgaben ganz gezielt an die Crowd ausgelagert werden. Dieser Aspekt wird Crowdsourcing – Outsourcing an die Crowd – genannt. In einem der nächsten Blogeinträge gehen wir genauer darauf ein.

Bis bald
Ihre SOPHISTen

 

Quellen

[1] Eduard C. Gröen, [et al.], The Crowd in Requirements Engineering – The Landscape and Challenge, IEEE software, Vol. 34. Issue 2, pp. 44-52, 2017.

[2] Dr. Jörg Dörr, With Crowd-RE to better requirements, Fraunhofer IESE.

[3] R. Snijders, A. Özüm, S. Brinkkemper and F. Dalpiaz, Crowd-centric requirements engineering: A method based on crowdsourcing and gamification,
Department of Information and Computing Sciences, Utrecht University, Utrecht, The Netherlands, März 2016.

[4] Travis D. Breaux, Florian Schaub, Scaling Requirements Extraction to the Crowd – Experiments with Privacy Policies, Conference Paper, August 2014.

 

Ein Gedanke zu „Crowd-basiertes Requirements-Engineering – Wie neue Technologien das RE erweitern

  1. „Use the Crowd!“, ist gut gemeint, aber ist ein Crowd Beitragspender nicht auch schon im klassischen RE etwa als Nutzer bzw. Konsument einzubinden? Und ist RE wirklich geeignet auf Feedback aus der Community zu vertrauen und daraus Unternehmensgeschäfte zu machen? lg Christian M

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