„Sechs… setzen!“ ABC-Analysen im RE

Die mündliche Abfrage im Schulunterricht ist wohl eine der Situationen in der jeder schon einmal erlebt hat, was es bedeutet, einer Bewertung unterzogen zu werden. Doch sie ist längst nicht die Einzige, denn in beinahe allen denkbaren Bereichen, gibt es Bewertungen unterschiedlichster Art.

Ziel dieser Bewertungen ist es meist, ein Objekt (im obigen Beispiel der Schüler) im Bezug auf bestimmte Kriterien (wie beispielsweise das persönliche Wissen über den Unterrichtsstoff) einzustufen. Dies ermöglicht es dem Bewerter, das Objekt besser einschätzen und es mit anderen Objekten vergleichen zu können.

Auch in unserem Tagesgeschäft, dem Requirements Engineering und – Management sind Bewertungen jeglicher Art ein wichtiges Hilfsmittel, denn sie sind meist die Grundlage für fundierte Entscheidungen wie

  • die Festlegung der Abarbeitungsreihenfolge,
  • die Verteilung von Aufwänden,
  • die Festlegung der Projektressourcen,
  • oder die Vergabe an externe Auftragnehmer.

In unserer Blogserie „Nur qualitativ hochwertige Anforderungen erzeugen hochwertige Produkte“ haben wir Ihnen bereits ein mögliches Verfahren zur Bewertung von Anforderungsspezifikationen bezüglich ihrer Qualität vorgestellt, die sogenannten Qualitätsmetriken. Doch in der System- und Produktentwicklung gibt es weitaus mehr Entscheidungen zu treffen, als nur die, die sich durch die Güte einer Anforderungsspezifikation begründen lassen.

Aus diesem Grund stellen wir Ihnen in diesem und weiteren Beiträgen dieser Blogserie jeweils ein Bewertungsverfahren, die zwar nicht im Requirements Engineering ihren Ursprung haben, sich aber durch kleinere Anpassungen optimal als Grundlage für Entscheidungen in der Systemanalyse eignen, oder anderweitig Einfluss auf die Anforderungen an Ihr Produkt oder System nehmen können.

Das erste Verfahren, welches wir Ihnen vorstellen möchten, kommt wohl am häufigsten im Bereich der Materialwirtschaft zum Einsatz, lässt sich allerdings genauso gut für die Festlegung von Prioritäten in der System- und Produktentwicklung einsetzten.

Die sogenannte ABC-Analyse ermöglicht es, betrachtete Objekte in hohe (A), mittlere (B) und niedrige (C) Priorität, unter Einfluss mehrerer Bewertungskriterien zu gruppieren. Vorgegangen wird hierbei in vier Schritten.

1) Daten erfassen:

Sämtliche, für die Priorisierung relevanten Daten werden in diesem Schritt, in einer Tabelle erfasst und den jeweiligen Objekten zugeordnet.

2) Daten sortieren:

Die erfassten Daten werden im nächsten Schritt der Größe nach sortiert, der Anteil (in %) der einzelnen Daten an der Gesamtmenge berechnet und die Ergebnisse kumuliert.

3) Daten auswerten:

Im dritten Schritt werden Grenzen für die Einstufung in A-, B- und C-Objekte festgelegt und ausgewertet, welche Objekte welcher Gruppe zuzuordnen sind.

4) Folgerungen festlegen:

Durch die Auswertung und die Gruppierung können nun weitere Schritte für die Handhabung der betrachteten Objekte festgelegt werden.

Ein anschauliches Beispiel für dieses Verfahren zeigt Ihnen http://www.abc-analyse.info/abc/ablauf.html .

In Entwicklungsprojekten lassen sich Prozesse, Produktmerkmale und auch Anforderungen mittels dieses Verfahrens priorisieren. Einige Beispiele für mögliche Kriterien, die in einem Entwicklungsprojekt eine Rolle spielen sind die Folgenden:

  • Gewinnbeitrag von Prozessen
  • Durchführungshäufigkeit von Prozessen
  • Wichtigkeit von Produktmerkmalen
  • Kritikalität von Anforderungen
  • Gewinnbeitrag von Produkt- oder Systemfunktionen

Durch die Priorisierung nach diesen Kriterien wird es Projektverantwortliche ermöglicht, o.g. Entscheidungen bezüglich der genannten Prozesse, Merkmale und Anforderungen treffen.

Doch da dies bei weitem nicht die einzigen Aspekte in der Produkt- und Systementwicklung sind, die fundierte Entscheidungen für den weiteren Projektverlauf erfordern, werden wir Ihnen in den nachfolgenden Beiträgen dieser Blogserie weitere Bewertungsverfahren vorstellen, welche Sie in den unterschiedlichsten Projektsituationen unterstützen können.

Hier finden Sie den zweiten Teil dieser Blogserie.


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