Der verletzlichste Punkt eines Analytikers: Es gibt ein Problem und es ist komplex. Gemäß des Prinzips „teile und herrsche“ bricht er es herunter. Wie viele Bruchstellen dieses Problem nun haben soll, liegt in seinem Ermessen. Entsprechend dieser Bruchteile gestaltet er auch die Lösungen. Bei trivialen Fällen von „Falschbrechung“ erhalten Client-Rechner mit 32Bit-Architektur stolze 8GB-RAM. Doch meist hat das Problem größere Ausmaße. Benjamin Mitchell betrachtet in seinem Artikel agile Vorgehensweisen als vielgerühmte Wunderlösungen und stellt sich der Frage, ob bei deren Entwicklung nicht ein entscheidendes Bruchstück am Problem vergessen wurde. Die menschliche Psyche.
Sein äußerst wissenschaftlich ausgelegter Beitrag holt sich renommierte Schützenhilfe aus Harvard und basiert auf zwei Handlungskonzepten des kommunizierenden Menschen. Nach diesen beiden Konzepten gibt es einen Unterschied in dem, was wir meinen und dem, was wir sagen bzw wie wir handeln. Wir haben daher zwei verschiedene Betriebsmodi, die nicht direkt miteinander in Beziehung stehen. Mitchell spricht hier von Modellen. Modell 2 beschreibt den Modus, nach dem wir lediglich behaupten, dass wir etwas tun würden. Hier spiegeln sich unsere Vorstellungen und Absichten aber auch unsere Zweifel wider. Auf dieser Ebene können wir reflektieren. Modell 1 dagegen stellt den Modus dar, nach dem wir tatsächlich vorgehen. Er ist die Generalprobe vor angespanntem Publikum. Hier hat jede Handlung eine Konsequenz in Form verschiedenster Umweltvariablen. Wir operieren deshalb nach außen hin stets aus einer vorsichtigen Defensivhaltung heraus. Modell 2 zu benutzen würde hingegen bedeuten, dass wir Konsequenzen erzeugen, die wir nicht immer beabsichtigen (z.B. sagen wir nicht immer das, was wir denken). Reflexives und rationales Denken wird aber durch das erste Modell mehr oder weniger sabotiert ohne dass wir es merken, denn wir benutzen zur Kommunikation ausschließlich den ersten Modus. Im Modus 1 sind wir sozusagen Betriebsblind für Modus 2.
Mitchell spricht vor diesem Hintergrund von Single- und Double-Loop Learning und analysiert nach eingängiger Vorstellung der Theorie die Möglichkeiten, welche agile Vorgehensweisen zu beiden dieser Lernstrategien bieten. Nach ihm sollten agile Prinzipien ein Double-Loop Learning zwingend fördern, nämlich das prüfende Zusammenspiel beider Modelle.
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Sprache: Englisch