Meine erste Veranstaltung bei SOPHIST und dann gleich mit den neuen Kollegen in ein Restaurant ohne Licht!? Ich hatte schon von „No Light Dinners“ oder „No Light Restaurants“ gehört, hatte es aber leider bisher noch nicht ausprobiert. An einem Donnerstagabend war es dann so weit! Wir trafen uns im Estragon in der Entengasse 2.
„Völlige Dunkelheit!“ war der einleitende Ausruf von Helmut, gefolgt von ein paar Hintergrundinformationen zum Restaurant Estragon und ein paar Worten zu der Erfahrung zu essen, ohne etwas sehen zu können. Das passierte noch bei Aperitif und bei Tageslicht. Wir vierzehn SOPHISTen und nochmal genauso viele andere Gäste lauschten interessiert, dass das Restaurant eine Gastronomie-Projekt ist, in dem zum Teil schwerbehinderte Menschen einen neuen Einstieg ins Arbeitsleben bekommen.
Wir bekamen noch einige Tipps zum besseren Orientieren am Tisch, z.B. über das sichere Einschenken der Getränke und mit ausladenden Gesten eher vorsichtig zu sein. Außerdem empfiehlt es sich viel mit den anderen zu sprechen, um den Körper darüber hinwegzuhelfen, dass nun auf einmal neunzig Prozent der normalen Wahrnehmung weggefallen. Ach, aber eigentlich waren wir ja zum Essen hier: Vier Gänge standen uns bevor, die natürlich nicht im Vorhinein bekannt gegeben wurden.
In einer „Vier-Personen-Polonaise“ wurden wir dann durch die Lichtschleuse an unsere Kellnerin Karin übergeben. Karin ist eine der blinden Bedienungen, die uns mit einer niederbayrisch singenden Melodie in der Stimme begrüßte und an unsere Plätze lotste.
Dort angekommen bot Karin uns an, ihr Fragen zum Blind sein zu stellen. Einige beantwortete sie mit: „Interessant, das ist eine Frage, die häufig von Sehenden gestellt wird…“. Das hat sie aber natürlich nicht davon abgehalten, über das Träumen in Farbe oder andere Themen, die uns interessiert haben, zu erzählen.
Helmut sollte mit seiner Beschreibung recht behalten: Es wurde erst einmal richtig laut! Unserer Sicht beraubt, fingen wir alle an, viel und laut zu reden. Beste Voraussetzung, um schnell mit den neuen Kollegen ins Gespräch zu kommen.
Der erste Gang: Die Ideen, was alles Bestandteil dieser Vorspeise sein könnte, gingen ein wenig auseinander. Für den einen war da etwas mit Frühstücks-Bacon umwickelt, für den anderen war es eine rein vegetarische Vorspeise.
Weiter ging das Zutatenraten beim zweiten Gang. „Fisch, ganz klar! …Aber welcher kann ich nicht sagen. …Jedenfalls kein Lachs.“ Wir gaben noch einige Vermutungen zum Besten, waren uns aber gar nicht sicher. Dass es sich um „Mecklenburgischen Wels“ handelte, hat niemand herausgeschmeckt.
Die Pausen vor Hauptgang und Dessert wurden sprechgesanglich von der Sängerin Anja Hackl untermalt. Frivole Kopfkinotexte, darüber, was neben dem Essen im unbeleuchteten Restaurant noch so alles gerade passieren könnte.
Beim Erraten des Hauptgangs waren wir treffsicherer: Rindsroulade mit Spätzlen. Ein Traum! Auch das Ofenschmorgemüse schmeckte vortrefflich. Bei der Bestimmung der neun Gemüsesorten lag unsere Trefferquote wieder sehr niedrig.
Leider kam dann das Licht wie angekündigt in Form einer Kerze in den Raum zurück. Einige von uns waren sich einig, dass das doch schade war und wir das Parfait und hausgemachte Vanilleeis lieber im Dunklen gegessen hätten. Dieser Gang war auch nochmal superlecker!
Meine Erwartung bei einem „No Light Dinner“ alles intensiver zu schmecken, hat sich nicht ganz erfüllt. Mich hat es sehr überrascht, dass ich nur wenige der sehr interessanten Zutaten herausschmecken konnte. Das Essen im Dunklen war aber eine großartige Erfahrung, die ich gerne wiederholen würde. Außerdem waren meine Bedenken, mit neuen Kollegen zu einem No Light Dinner zu gehen, völlig unbegründet. – Danke Fest- Komitee!