Digitalisierung, autonome, selbstlernende Systeme sowie das Internet of Things sind keine Zukunftsmusik oder Science Fiction mehr. Sie finden hier und jetzt statt. Sie sind Realität. Es besteht kein Zweifel, dass das strukturierte Vorgehen des Requirements-Engineerings ein Erfolgsfaktor für die Systementwicklung im Zeitalter dieses digitalen Wandels ist. Dieses Thema greift Michael Jackson – nicht der King of Pop, sondern eine Koryphäe im Bereich der Softwareentwicklung – in seinem Artikel „The world and the machine“, der uns als Impuls/Inspiration für diesen Blogbeitrag dient, auf.
Einerseits vergrößert sich die Lücke zwischen den Stakeholdern und der Entwicklung immer mehr, unter anderem durch die schnelle Neu- und Weiterentwicklung im Technologiesektor und immer komplexeren Systemlösungen. Da die Implementierung so für einen Großteil der Stakeholder – die in der Regel eher fachlich als technologisch orientiert sind – schwer zu durchdringen und damit nachvollziehen ist. Die Probleme, die damit einhergehen, können Sie mit Hilfe der Methoden des Requirements-Enginnerings auflösen.
Michael Jackson schreibt dazu in seinem Artikel: “The requirement – that is, the problem – is in the world; the machine is the solution we construct. […]. Requirements are concerned solely with phenomena in the world,[…] programs are concerned solely with the machine phenomena. […]. The gap between the two is bridged by specification. Specifications are concerned solely with the shared phenomena.”[1]
Er beschreibt also die Spezifikation, etwas abstrahiert ausgedrückt das Requirements-Engineering, als die Brücke zwischen den Anforderungen, oder stellvertretend den Stakeholdern, die diese vertreten und der Lösung, also dem entwickelten System, das die Anforderungen erfüllt oder stellvertretend der Entwicklung.
Durch den richtigen Ansatz des Requirements-Engineering werden die Projektbeteiligten dabei unterstützt, eine Struktur einzuhalten und die passenden Methoden, um ihre Ziele zu erreichen, anzuwenden. Es hilft Ihnen also dabei die Brücke von den Anforderungen hin zur Implementierung zu bauen. Insbesondere bei der Digitalisierung von komplexen Prozessen im Unternehmen kann so zielgerichtet zusammengearbeitet werden.
Andererseits wächst mit der steigenden Komplexität und den Einsatz von unterschiedlichen Technologien und der gefühlt allumfassenden Vernetzung, die Anzahl und gegebenenfalls auch der Umfang der Schnittstellen der entwickelten Systeme. Hier spielt die System- und Kontexabgrenzung des zu entwickelnden Systems eine zentrale Rolle. Die System- und Kontextabgrenzung hat im Verlauf der Zeit (vom Erscheinungsdatum von „The world and the machine“ in 1995 bis heute) nichts an Relevanz verloren. Ganz im Gegenteil die System- und Kontextabgrenzung hat an Bedeutung gewonnen. Denn um ein System vollständig und richtig zu spezifizieren, ist es essenziell die für die Anforderungen an das System relevanten Aspekte (materielle und immaterielle) zu identifizieren und diese von den irrelevanten Aspekten abzugrenzen. Diese Aspekte, die aus der Umwelt oder Umgebung stammen, haben einen Einfluss auf das zu entwickelnde System und müssen daher in der Implementierung berücksichtigt werden. So identifizieren Sie beispielsweise Schnittstellen Ihres Systems sowie dessen Umfang (engl.: Scope) und wissen somit an welchen Grenzen Sie entwickeln und spezifizieren. Auch hier bauen Sie eine Brücke, zwar nicht zwischen Stakeholdern und Lösungen, sondern zwischen der Umwelt Ihres Systems und dem System selbst. Und diese Brücke ist eines der Herzstücke des Requirements-Engineerings.
Ein weiterer Faktor, den wir als Requirements-Engineers berücksichtigen müssen, ist der strukturelle Wandel in der Arbeitswelt und die damit einhergehenden Veränderungen von Arbeitsmodellen. Veränderung in den Organisationstrukturen, „Remote Arbeiten“, flexible Arbeitszeiten… all das hat Auswirkungen auf die Gestaltung und Durchführung des Requirements-Engineerings. Unterschiedliche Verfügbarkeit der Projektmitglieder und neue Kommunikationsmittel beispielsweise fordern eine Anpassung der Methoden und Techniken, die in fast allen Aufgaben der Requirements-Engineering Verwendung finden.
Wie verändert sich das Requirements-Engineering, um diese Herausforderungen zu bewältigen? Mit unter anderem dieser Frage beschäftigen wir uns derzeit im Rahmen unserer Innovationsprojekte. Was ein Innovationsprojekt ist und wie es bei SOPHIST läuft, können Sie hier lesen. Außerdem haben wir zu diesem Thema bereits einige Blogbeiträge veröffentlicht, diese finden Sie hier: Smart SOPHIST.
Sie sind bestimmt genauso gespannt wie wir, wohin uns die Reise durch diesen Themenbereich führen wird – wir halten Sie auf dem Laufenden.
Bleiben Sie gesund,
Ihre SOPHISTen
Quellen:
[1] Michael Jackson: “The world and the machine”. Online Verfügbar unter: https://ieeexplore.ieee.org/document/5071113, abgerufen am 08.04.2020
Bildquelle:
Titel: Questions and answers signpost
Quelle: iStockphoto
Autor: RTimages