Als Kind war es für mich die schlimmste Vorstellung, dass einer meiner Elternteile oder Geschwister sterben könnte (genaugenommen ist es auch heute noch eine schlimme Vorstellung). Glücklicherweise blieb es für mich nur eine Vorstellung und wurde nicht zur Realität.
Andere Kinder hatten und haben dieses Glück nicht. Papa kommt eines Tages einfach nicht mehr von der Arbeit nach Hause, weil er auf dem Heimweg einen tödlichen Autounfall hatte; die Schwester oder der Bruder fällt beim Spielen vom Klettergerüst und wacht nicht mehr auf; die Mutter ist ständig im Krankenhaus, hat keine Haare mehr und steht eines Morgens nicht mehr auf.
Ein solches Ereignis erschüttert Familien. Und neben der eigenen Trauer müssen der hinterbliebene Elternteil oder die hinterbliebenen Elternteile auch ihre Kinder in deren Trauer unterstützen. Eine Aufgabe, die niemand leicht meistert. Schon jeder Erwachsene trauert anders. Und Kinder trauern anders als Erwachsene. Sie können im einen Moment fröhlich Fangen spielen und im anderen Moment tieftraurig und apatisch in der Ecke sitzen, oder sind plötzlich aggressiv.
Die Trauerhilfe Lacrima unter der Dachorganisation der Johanniter widmet sich diesen Kindern und deren Eltern und hilft ihnen, mit ihrem Verlust umzugehen.
Die Kinder treffen sich vierzehntäglich in altersgerechten Gruppen und werden von ausgebildeten Trauerbegleitern betreut. Hier begegnen Kinder anderen Kindern, die denselben Schmerz mit sich herum tragen wie sie selbst. Gleichzeitig begegnen Eltern anderen Eltern, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie sie selbst. Denn parallel zur Kindergruppe treffen sich die Eltern mit einem/einer weiteren Betreuer/in.
Ein Lacrima-Treffen beginnt immer mit dem Kerzen-Ritual. Jedes Kind (und in der Erwachsenengruppe nebenan auch jeder Erwachsene) zündet eine Kerze für den Verstorbenen an und stellt sich vor – wenn es will. Denn eine wichtige Regel bei Lacrima ist, dass jedes Kind jederzeit über seine Sorgen reden darf, es aber nicht muss.
Anschließend werden bestimmte Themen spielerisch aufgegriffen oder eine Geschichte zum Thema vorgelesen. Das Spielen ist ein sehr wichtiger Bestandteil eines Lacrima-Treffens. Die Kinder sollen Raum für Spaß und Freude haben, das gehört zum Leben dazu. Dies hilft auch dem Aggressionsabbau (Trauer erzeugt Wut).
Die Gruppe soll den Kindern Raum bieten, mit anderen Kindern in Kontakt zu kommen, die ähnliches erlebt haben. Wo sie sich bei anderen Kindern anders oder ausgegrenzt vorkommen, erleben sie hier eine Gemeinschaft in der ihr Schicksal normal ist.
Ein weiterer Schwerpunkt ist es, den Kindern Raum für ihre Fragen zu geben. Trauernde Kinder neigen dazu, ihre eigene Trauer und ihre eigenen Fragen zu verstecken, um die trauernde Mutter oder den trauernden Vater nicht auch noch durch ihre Trauer zusätzlich zu belasten.
Das Treffen endet nach 1,5 Stunden mit einer Abschlussrunde, bei der jeder sagen kann, was ihm an diesem Treffen gefallen oder nicht gefallen hat.
Ich finde diese Arbeit sehr wichtig und kenne auch selbst eine Betreuerin der mittelfränkischen Gruppe. Daher unterstütze ich diesen Verein mit meinem Spendenbeitrag.
Falls auch Sie diese Arbeit unterstützen wollen, können Sie dies unter folgendem Konto tun:
Johanniter Unfallhilfe
BIC: BFSWDE33MUE
IBAN: DE98370205000004304101
Stichwort: „Lacrima Mittelfranken“
Sollten Sie selbst betroffen sein und das Angebot wahrnehmen wollen, wenden Sie sich bitte an Ursula Gubo für den Bereich Mittelfranken. Andere Ortsgruppen in Ihrer Nähe finden Sie hier.