Stockende Informationsflüsse, aufs Nötigste reduzierte Kommunikation oder offene Feindseligkeiten – Konflikte in IT-Projekten treten auf viele Arten an die Oberfläche. Wenn Sie Konflikte erkennen, ist der erste Schritt hin zu ihrer Lösung schon getan. Im Folgenden erläutern wir Ihnen die häufigsten Ursachen, die hinter Konflikten stehen können.
Typische Konfliktursachen sind äußere Einflüsse. Die Geschäfte jedes Unternehmens werden durch dessen Kunden, Lieferanten, Wettbewerber und durch den Gesetzgeber beeinflusst. Gibt es hier Veränderungen in Ansichten, Vorstellungen oder Marktmacht, bilden sich Konflikte. Auf diese muss ein Unternehmen fallweise angemessen reagieren. Weitere Ursachen treten innerhalb des Unternehmens selbst auf. Sie lassen sich als innere Einflüsse zusammenfassen: * In verschiedenen Bereichen des Unternehmens können unterschiedliche Wertesysteme vorherrschen. Davon sind nicht nur internationale Organisationen betroffen. Auch regionale Einheiten können unterschiedliche Werte besitzen. Insbesondere bei Firmenübernahmen oder Umorganisationen tritt dieser Einflussfaktor massiv auf, da binnen kurzer Zeit unterschiedliche Unternehmenskulturen vermischt werden.
* Auch ohne Umorganisationen befinden sich verschiedene Abteilungen in gegenseitiger Abhängigkeit: kein Vertrieb ohne Produktion, keine Produktion ohne Vertrieb. Ohne gegenseitige Würdigung und Verständnis für den jeweils anderen kommt es zwangsläufig zu Problemen, wie Schuldzuweisungen und Kompetenzüberschneidungen.
Es gibt Konflikte, deren Ursache Sie zwar erkennen können, deren Lösung aber Therapeuten oder Teamcoaches überlassen werden sollte. Ein klassisches Beispiel sind gestörte Beziehungsverhältnisse Ihrer Projektbeteiligten untereinander, sei es aufgrund von Uneinigkeiten bezüglich der Hierarchie oder wegen negativen zwischenmenschlichen Verhaltens auf der persönlichen Ebene.
All diese Ursachen münden in unterschiedlichste Konflikte. Manche von ihnen können mit Hilfe bewährter Methoden und Techniken gelöst werden – einige dieser Techniken werden wir Ihnen im zweiten Teil dieses Beitrags ausführlich erläutern. Zu den Konflikten, denen Sie mit Konsolidierungstechniken beikommen können, gehören Benennungs-, Sach-, Interessen- und Wertekonflikte.
Benennungskonflikte sind darauf zurückzuführen, dass verschiedene am Projekt beteiligte Personen unterschiedliche Begriffe für das selbe Ding (Synonym) verwenden oder ein abweichendes Verständnis des selben Wortes (Homonym) haben.
Benennungskonflikte sind die einfachsten Konflikte auf der sachlichen Ebene und lassen sich im Allgemeinen leicht lösen – es sei denn, sie sind nur die Spitze eines Eisbergs, bei dem Sachkonflikte direkt unterhalb der Wasseroberfläche liegen.
Sachkonflikte entstehen, wenn zwar zwischen den Konfliktparteien prinzipiell Einigkeit über das zu erreichende Ziel (das WAS) herrscht, aber Uneinigkeit über das Mittel oder Vorgehen, das genutzt wird, um das Ziel zu erreichen (das WIE). Ein Sachkonflikt kann beispielsweise aus einem Widerspruch bezüglich einer funktionalen Anforderung heraus entstehen.
Der Eisberg kann aber noch mehr Tiefgang haben: Stakeholder können unterschiedliche Interessen verfolgen. Wenn die Interessen, also die strategischen Ziele zweier Stakeholder, nicht vereinbar sind, entsteht ein Interessenskonflikt.
Aufgrund seiner Interessen hat jeder Stakeholder bestimmte Vorstellungen und Meinungen in Bezug auf Anforderungen, die zu Sachkonflikten führen können. Sind aber die Interessen hinter den Sachkonflikten nicht in Einklang zu bringen, lassen sich die auftretenden Sachkonflikte nicht lösen. Interessen, die gerne in Konflikt zueinander stehen, sind Qualität, Kosten, Nachhaltigkeit oder Kurzfristigkeit.
Interessenskonflikte lassen sich nicht so einfach aufdecken wie Sachkonflikte. Dazu muss man erst die präsentierten Konzepte wieder und wieder hinterfragen.
Hinter den Interessen (nach noch mehr Hinterfragen) stehen dann noch Werte. Hier spielen Unternehmenskultur und Gesellschaft eine wesentliche Rolle. Wertekonflikte entstehen, wenn in einem Projekt unterschiedliche Wertesysteme von Stakeholdern aufeinander prallen. Wertekonflikte entbrennen um Themen wie Umwelt, Fairness, Profit etc., die auch persönliche Ideale der Stakeholder widerspiegeln.
Durch Workshops, Regelmeetings, das Anlegen eines projektspezifischen Glossars oder ein aktives Stakeholder-Management, das aus vom Projekt Betroffenen am Projekt Beteiligte macht, lassen sich einige Konflikte im Vorfeld vermeiden oder eindämmen.
Einige Techniken, mit denen man trotz solcher Maßnahmen entstehende Konflikte lösen kann, zeigen wir Ihnen im zweiten Teil dieses Beitrags.