Wie viel Usability Engineering braucht das RE? Teil 3

Wie schon im letzten Teil der Blogserie versprochen, beschäftigen wir uns in diesem Blogbeitrag mit der Erstellung von Persona-basierten Kontextszenarien, sowie der daraus möglichen Ableitung von Bedürfnissen.
Am Beispiel des Restaurantsystems, welches Sie aus Teil 2 bereits kennen, zeigen wir Ihnen die Vorgehensweise.
Die von uns verwendeten Szenarien werden aus den ebenfalls in Teil 2 erstellten Persona-Aktivitäten entwickelt und stellen knappe erzählende Beschreibungen dar, wie eine oder mehrere Personas mit einem Produkt bestimmte Ziele erreichen. Hauptintention ist dabei, uns auf das Denken und Verhalten von Menschen anstatt auf die Technologie oder Geschäftsziele zu konzentrieren. [Cooper10]
In Teil 2 wurde die fiktive Persona Koch erstellt. Aus dieser Persona-Beschreibung suchen wir uns eine Aktivität aus und betrachten diese näher. Im folgenden Beispiel arbeiten wir mit der Aktivität „Urlaub planen“.
Hier der entsprechende Persona- Auszug:

Urlaub planen;Jeder Mitarbeiter hat die Möglichkeit, Urlaub zu planen. Dazu muss er die gewünschten Urlaubstage in den Urlaubskalender eintragen.

Und hier das dazugehörige, von uns erstellte Szenario:

Urlaub planen;Der Koch Tommaso Zanolla möchte mit seiner Familie zwei Wochen am Stück in den Urlaub fahren. Da seine beiden Kinder schulpflichtig sind, orientiert sich Tommaso an den Schulferien. Die Schulferien werden im Urlaubskalender eingeblendet. Tommaso wählt zwei Wochen der Sommerferien aus und bekommt einige Stunden später vom System die Rückmeldung, dass sein Urlaub genehmigt wurde.

Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass mehrere Personas gleiche Aktivitäten ausüben (Geschäftsführer und Rezeptionist wollen auch Urlaub planen). Da sich jede Persona diese Aktivität anders vorstellen könnte, ist darauf zu achten, dass trotzdem für jede Persona ein Szenario erstellt wird, um keine Informationen zu verlieren.

Nach erfolgreicher Erstellung eines Kontextszenarios gilt es nun, Bedürfnisse aus dem Szenario zu extrahieren. Der Begriff „Bedürfnis“ lässt sich wohl am besten als „Kundenwunsch“ interpretieren. In unserer Vorgehensweise betrachten wir jeden Satz des Szenario-Textes und prüfen, ob und wenn ja, welche Bedürfnisse darin vorhanden sind. Diese werden stichpunktartig in einer gesondert erstellten Tabelle notiert. (Achtung: In einem Satz können auch mehrere Bedürfnisse stecken)

Szenario Text Bedürfnisse
Der Koch Tommaso Zanolla möchte mit seiner Familie zwei Wochen am Stück in den Urlaub fahren. –          Urlaubstage zusammenhängend wählbar
Da seine beiden Kinder schulpflichtig sind, orientiert sich Tommaso an den Schulferien. –          Möglichkeit, sich an den Schulferien zu orientieren
Die Schulferien werden im Urlaubskalender eingeblendet. –          Schulferien in Urlaubskalender einblenden
Tommaso wählt zwei Wochen der Sommerferien aus und bekommt einige Stunden später vom System die Rückmeldung, dass sein Urlaub genehmigt wurde. –          Rückmeldung vom System-          Urlaub genehmigt

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Bedürfnisse aus den Personas zu erheben. Hierbei spielen die Faktoren Umgebung, Fähigkeiten, Mentales Modell, Ziele und Einstellung eine entscheidende Rolle.

Nun stellen Sie sich bestimmt die Frage, was tun mit diesen neu gewonnen Erkenntnissen?

Seien Sie gespannt auf den letzten Teil der Blogserie „Wie viel Usability Engineering (UE) braucht das RE?“, in dem wir den Transfer der bisher vorgestellten UE-Methoden ins RE untersuchen.

[Cooper10] Cooper, Alan; Reimann, Robert; Cronin David: About Face – Interface und Interaction Design. mitp, Heidelberg, 2010.
Hier finden Sie den 1. Teil der Blogserie „Wie viel Usability Engineering braucht das RE?“.

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