„Nur qualitativ hochwertige Anforderungen erzeugen hochwertige Produkte“ – Teil 3

Sprache vermessen – Eine Übersicht gängiger Qualitätsmetriken für PROSA-Anforderungen (verwaltungsorientierte Metriken)

Der heutige, dritte Teil dieser Blogserie rundet die Vorstellung der Qualitätsmetriken für Anforderungsspezifikationen ab. Im zweiten Teil wurden bereits einige sogenannte inhaltsbasierte Qualitätsmetriken, die zur Beurteilung der sprachlichen Formulierungen und des Informationsgehalts einer Spezifikation verwendet werden, vorgestellt.

Um neben dem Inhalt, auch die Verwaltbarkeit von Anforderungen und Spezifikationen bewerten zu können, wird in diesem Blogbeitrag die Gruppe der verwaltungsorientierten Metriken vorgestellt. Leider würde eine detaillierte Vorstellung sämtlicher Metriken dieser Gruppe den Umfang dieses Beitrags sprengen. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns an dieser Stelle auf zwei wichtige Metriken:

  • die Identifizierbarkeit
  • und die Sortierbarkeit

Diese werden nachfolgend, zusammen mit anschaulichen Beispielen erläutert.


Identifizierbarkeit

Die Verwendung eindeutiger Identifier (ID) ist ein wichtiges Hilfsmittel im Requirements Management. Durch sie sind Anforderungen referenzierbar und durchgängig verfolgbar.

Mit der Metrik Identifizierbarkeit wird der Anteil an Anforderungen gemessen, die durch eine ID eindeutig gekennzeichnet sind. Werden in einem Text, der durch nur eine ID referenziert wird, mehrere vom System geforderte Eigenschaften oder Leistungen (Anforderungen) beschrieben, ist nur eine dieser Anforderungen als identifizierbar anzusehen.

Beispiel:
Req 1)   Das Bibliothekssystem muss dem Bibliothekar die Möglichkeit bieten den Kunden zu identifizieren.

Req 2)   Das Bibliothekssystem muss dem Bibliothekar die Möglichkeit bieten einen Kunden anzulegen und einen Benutzerausweis auszudrucken.

Hier sind drei Anforderungen dokumentiert, von denen allerdings nur zwei eindeutig identifiziert werden können. Bei der dritten Anforderung handelt es sich um eine nicht identifizierbare Anforderung, da hier fälschlicherweise zwei Prozessworte in einer Anforderung stehen.

Hier ist ein hohes Ergebnis (im Wertebereich 0 – 1 also nahe der 1) ein Kennzeichen für gute Qualität im Bezug auf die Verwaltbarkeit der Spezifikation.


Sortierbarkeit

Häufig kommt für die Verwaltung von Anforderungen ein Requirements-Management (RM)-Tools zum Einsatz. Diese bieten dem Benutzer meist die Möglichkeit, seinen Anforderungen bestimmte Attribute zuzuweisen, mit deren Hilfe sich Filter anwenden und Sichten bilden lassen, um auch bei umfangreichen Spezifikationen den Überblick behalten zu können.

Die Metrik der Sortierbarkeit bewertet, in welchem Maße sich die Anforderungen einer betrachteten Spezifikation sortieren bzw. filtern lassen. Untersucht werden hierzu die Verwaltungsattribute, die für die jeweiligen Anforderungen, im RM Tool vom Autor zu befüllen sind. Attribute, die von der Software automatisiert gesetzt werden, sollten bei der Prüfung außen vor gelassen werden.

Für jede Anforderung sind hier drei Attribute zu befüllen. Bei der zweiten Anforderung wurde dies allerdings nicht eingehalten.

 

Je näher das Ergebnis für die Sortierbarkeit an der 1 liegt, desto höher ist die Qualität der Spezifikation im Bezug auf die Verwaltbarkeit der enthaltenen Anforderungen.

An dieser Stelle noch einmal der Hinweis, dass die aktuelle Auflage unseres Buches „Requirements-Engineering und –Management (5. Auflage)“ ein ganzes Kapitel zu diesem Thema, mit einer Vielzahl an weiteren Qualitätsmetriken für Sie bereit hält.

Mit den vorgestellten Qualitätsmetriken können Sie nun Kennzahlen erzeugen, auf deren Basis Sie die Qualität Ihrer Spezifikationen im Bezug auf den Inhalt und die Verwaltbarkeit beurteilen können.
Doch die Verwendung von Metriken alleine ist noch kein Garant dafür, eine objektive, also vom Prüfer unabhängige Bewertung einer Spezifikation zu erhalten. Um Ihnen dies ermöglichen zu können, wird in den folgenden Beiträgen der Blogserie „Nur qualitativ hochwertige Anforderungen erzeugen hochwertige Produkte“ ein Prozess zur Qualitätssicherung im Requirements Engineering vorgestellt, der unter Anderem wichtige Vorbereitungen auf eine Messung abdeckt.

 

Hier finden Sie Teil 4 unserer Blogserie „Nur qualitativ hochwertige Anforderungen erzeugen hochwertige Produkte“

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