Grundlagen für die Systemanalyse dokumentieren

In unserem Blog Ziele, Informationen und Fesseln haben wir Ihnen bereits vorgestellt, welche Tätigkeiten (z.B. eine Stakeholderanalyse) vor oder zu Beginn der Systementwicklung durchgeführt werden sollten. In diesem Blog möchten wir Ihnen Techniken vorstellen, mit deren Hilfe die Ergebnisse dieser Tätigkeiten dokumentiert werden können.

Sie fragen sich bestimmt warum man für Informationen, die noch keine eigentliche Anforderung an das System darstellen, bereits Dokumentationstechniken verwendet. In unseren Projekten ist uns aufgefallen, dass die Vorarbeit für das Verständnis und die Vollständigkeit der Anforderungen ausschlaggebend für den Erfolg des Entwicklungsprojekt ist. Dazu eignen sich besonders Diagramme, denn ein Diagramm ist oftmals zielführender und eindeutiger als ein Prosatext. Wir benutzen Dokumentationstechniken, um das Wissen, das in den Köpfen der verschiedenen Stakeholder steckt festzuhalten. Dabei kann man als Dokumentationstechnik eine mehr oder weniger formale Darstellung bezeichnen, welche die Verständigung zwischen den Stakeholdern erleichtet und die Qualität der Dokumentation erhöht. Von der natürlichsprachlichen Dokumentation bis hin zu semi-formalen Notationen (z.B. mit Hilfe eines BPMN-Diagramm) lassen sich alle Varianten zur Dokumentation von Anforderungen einsetzen.

Viele Systeme haben die Aufgabe, den Menschen bei seiner Arbeit oder bei anderen Tätigkeiten zu unterstützen. Bevor man sich mit den eigentlichen Funktionen eines Systems befasst, ist es deshalb wichtig die Geschäftsprozesse zu kennen und zu verstehen, die das System unterstützen soll. Das Verständnis der Geschäftsprozesse ist oft die Grundlage für eine erfolgreiche Systementwicklung.

Abbildung 1: Definition eines Geschäftsprozess nach Hammer und Champy

Mit Hilfe einer Geschäftsprozessanalyse lassen sich die Geschäftsprozesse besser verstehen.

Geschäftsprozessanalysen können zweierlei Fokus haben. Durch eine IST-Analyse lassen sich die aktuellen Prozesse beleuchten, um Zusammenhänge, Probleme oder Verbesserungspotenziale im IST-Prozess zu identifizieren. Eine Soll-Analyse beschäftigt sich hingegen mit den Geschäftsprozessen, wie diese nach der Einführung neuer Maßnahmen z.B. einem neuen Softwaresystem aussehen sollen. Für die Dokumentation von Geschäftsprozessen eignen sich vor allem Notationen wie die Business Process Model Notation (BPMN), Ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK) oder aber auch Business-Use-Case-Diagramme.

Business-Use-Cases sind vor allem zu Projektbeginn hilfreich, um einen Überblick über die Prozesse zu erhalten. In dieser Art von Diagramm werden die Prozesse zunächst nicht in der Tiefe betrachtet, sondern zunächst nur in Form von Use-Cases mit den beteiligten Akteuren in Verbindung gebracht. Die Prozesse können anschließend in einem weiteren Schritt durch eine textuelle Beschreibung oder detaillierte Diagramme wie z.B. ein UML-Aktivitätsdiagramm verfeinert werden.

Abbildung 2: Geschäftsprozesse der Bibliothek

In Abbildung 2 können Sie die Business-Use-Cases der Bibliothek sehen. Darunter befinden sich (Teil-)Prozesse z.B. „Kunde verwalten“, die potentiell durch ein IT-System unterstützt werden können.

Ein weiterer wichtiger Schritt, bevor man mit der Anforderungsanalyse beginnt, ist es die Ziele zu dokumentieren. Denn ohne eine klar definierte Dokumentation der Ziele fehlt Ihnen in Ihrem Projekt die Richtung. Besonders eignen sich dafür Und-Oder-Bäume, denn damit lassen sich hierarchische Beziehungen zwischen einzelnen Teilzielen beschreiben. Durch eine Zerlegung (Dekomposition) der Ziele werden diese von oben nach unten verfeinert. In Abbildung 3. Sehen Sie die beiden Ausprägungen der Dekompositionsbeziehungen zwischen Zielen.

Abbildung 3: Dekompositionsbeziehung zwischen Zielen

Damit sind wir auch schon am Ende dieses kurzen Beitrag angekommen. Wir hoffen, dass dieser Blogartikel bereits die ein oder andere hilfreiche Information für Sie beinhaltet hat und wünschen Ihnen weiterhin viel Spaß beim Lesen unserer Blogbeiträge.

Was Sie noch alles vor Beginn der Systemanalyse dokumentieren sollten und weitere Infos rund um das Thema „Grundlagen für die Systemanalyse dokumentieren“, sowie Vor-/Nachteile der einzelnen Dokumentationstechniken finden Sie in Kapitel 8 unseres Buches „Requirements-Engineering und –Management – Aus der Praxis von klassisch bis agil“.

Viel Spaß und Erfolg bei der Bearbeitung der Quizfragen zu diesem Kapitel!

Viele Grüße!

Ihre SOPHISTen

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