User Stories – Ermittlungs- oder Dokumentationstechnik? TEIL II: Maßstab für Qualität – die INVEST- und die SMART-Formel

In Teil  I unserer Blogserie zur unterstützenden Technik „User Stories“ haben wir uns mit dem Hintergrund und dem Aufbau von User Stories beschäftigt. In diesem Teil erfahren Sie, woran die Qualität von User Stories erzeugt, bzw. gemessen werden kann.

User Story-Standardform hin oder her, man kann in User Stories immer noch viel hineinschreiben, denn (virtuelles) Papier ist bekanntlich geduldig. Es gibt allerdings zwei Formeln, mit deren Hilfe eine gewisse Grundqualität erreicht werden soll: die INVEST-Formel und die SMART-Formel (siehe auch [1]). Eine „gute“ User Story nach der INVEST-Formel sollte folgende Eigenschaften besitzen:

Independent– unabhängig von anderen User Stories und
daher auch einzeln
umsetzbar.
Negotiable – verhandelbar; Diese Eigenschaft betont, dass eine User Story nur die Essenz der Anforderung enthält und die Details in der Diskussion festgelegt werden.
Valuable – wertvoll, also von echtem Nutzen für einen Kunden, so dass er für die Umsetzung etwas bezahlen würde.
Estimable – abschätzbar im Aufwand für die Umsetzung. Das schließt mit ein, dass klar werden muss, worum es in der User Story geht. Nicht verstandene User Stories können nicht oder nur schwer geschätzt werden.
Small – klein genug, dass sie nicht mehr als eine Personen-Woche oder ein paar Personen-Tage an Arbeit umfasst. Diese Vorgabe soll auch Schwierigkeiten mit zu vagen oder umfassenden User Stories verhindern.
Testable – überprüfbar; Der Kunde muss in der Lage sein, klare Angaben dazu zu machen, unter welchen Bedingungen die User Story als umgesetzt bzw. erfüllt gilt.

Die SMART-Formel wird gerne als Kriterium für die Aufgabenplanung im Zeitmanagement genutzt. Im Zusammenhang mit User Stories bezieht sie sich vor allem auf die Zerlegung einer User Story in einzelne Aufgaben während der Implementierung, oder auf Abnahmekriterien. SMART steht für:

Specific – konkret; Aufgaben müssen konkret genug sein, dass klar ist, was genau zu tun ist.
Measurable– messbar; Für jede Aufgabe muss klar sein, wann sie abgeschlossen ist.
Achievable– machbar; Der Aufgabenempfänger muss in der Lage sein, die Aufgabe umzusetzen – und das kann sich sowohl auf die Person selbst als auch auf die Projektbedingungen beziehen.
Relevant – relevant; Jede Aufgabe muss sich klar einer User Story zuordnen lassen – so werden z. B. Goldrandlösungen verhindert.
Time-boxed– zeitlich eingegrenzt; Für jede Aufgabe wird (mindestens) eine klare Deadline benötigt, bis zu der der Task abgeschlossen sein muss.

Sowohl INVEST als auch SMART sind stark entwicklungsorientiert und stellen eher einen Maßstab als ein Vorgehen zum Erstellen von hochqualitativen User Stories dar. Auch das weitverbreitete „Cheat Sheet“ mit Mustern zur User Story-Schneidung (Patterns for Splitting User Stories, siehe [2]) geht in eine ähnliche Richtung.

Aus RE-Sicht und mit Fokus auf ein anwendbares Vorgehen betrachtet, ergibt sich allerdings ein vielversprechender Ansatz. Nähere Informationen zu unseren Erkenntnissen hinsichtlich der Schneidung von User Stories finden Sie in „Eine kleine (User-) Geschichte – Teil I “, „Eine kleine (User-) Geschichte – Teil II “ und „Eine kleine (User-) Geschichte – Teil III “.

Im dritten und letzten Teil der Blogserie zur unterstützenden Technik „User Stories“ lesen Sie, wie Sie mit Abnahmekriterien und durch Hinterfragen von User Stories zusätzliche Informationen zu User Stories herausfinden, die für das Verständnis entscheidend sein können.

Quellen:
[1] http://xp123.com/articles/invest-in-good-stories-and-smart-tasks/
[2] http://www.richardlawrence.info/2009/10/28/patterns-for-splitting-user-stories/

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