Besondere Business Rules: Integritätsregeln

Zur Detaillierung und Visualisierung von Geschäftsprozessen gibt es eine Vielzahl von Notationen, zu deren bekanntesten neben dem Aktivitätsdiagramm der UML, die BPMN und  die Ereignisgesteuerten Prozessketten (EPK) der ARIS-Familie gehören.  Abläufe als solche bilden allerdings nur das Skelett eines Geschäftsprozesses. Um darzustellen, wann welcher Pfad durchlaufen werden muss, wie sich die einzelnen Informationen ableiten lassen und welche Informationen mit welchen zusammenhängen, benötigen Sie Geschäftsregeln.

Die Business Rules Group definiert eine Geschäftsregel als „eine Aussage, die einen Aspekt einer Unternehmung definiert oder beschränkt. Sie dient dazu, die Struktur derselben festzuschreiben oder deren Verhalten zu beeinflussen oder zu kontrollieren.“

Nähere Informationen über operative Regeln (Berechtigungsregeln, Ereignisregeln und Ableitungsregeln), die – grob gesagt – Ihre Abläufe bzw. Ihr Verhalten regeln,  finden Sie in unserem Buch „Requirements-Engineering und -Management“. An dieser Stelle möchte ich Ihnen die Integritätsregeln vorstellen, die  als strukturelle Regeln eine Sonderrolle innerhalb der Geschäftsregeln einnehmen, da sie nicht im Zusammenhang mit Abläufen verwendet werden.

Integritätsregeln definieren den Aufbau der Geschäftsobjekte sowie ihre Zusammenhänge untereinander.  Falls es in Ihrem Projekt ein Begriffsmodell gibt,  könnten Sie auf die Formulierung von Integritätsregeln verzichten, da die gleichen Sachverhalte dokumentiert werden. Allerdings zeigt sich in der Praxis oft, dass ein Mix aus visualisierten Informationen und textueller Beschreibung die Akzeptanz und das Verständnis bei Ihren Stakeholdern erhöht.

Um Integritätsregeln strukturiert zu erfassen, haben wir SOPHISTen drei Schablonen entworfen, deren Einsatz Vollständigkeit und Einheitlichkeit garantiert.

Schablone 1: „ Aufbau der Geschäftsobjekte“:

Eine der wichtigsten Informationen zu einem Geschäftsobjekt sind seine Eigenschaften, d.h. aus welchen Attributen es sich zusammensetzt und ob es sich bei diesen Attributen um eine verpflichtende Angabe handelt oder nicht. Für eine Bibliothek könnte ein „Leihobjekt“ im Begriffssystem folgendermaßen dargestellt werden:

Falls Sie nun diese Informationen zusätzlich textuell als Integritätsregel formulieren möchten, so können Sie unsere erste Schablone verwenden:

In der <Name> muss <Klassenname> durch
<Multiplizität> <Attributname1>
UND <Multiplizität> <Attributname2>
UND …
beschrieben werden.

In unserer Bibliothek würde dann das  Geschäftsobjekt „Leihobjekt“ mit Hilfe dieser Schablone wie folgt beschrieben:

In der Bibliothek muss ein Leihobjekt durch
eine Bezeichnung
UND ein Freigabealter
UND ein bis fünf Genres
UND keine oder eine ISBN
beschrieben werden.

Schablone 2 und 3: „Beziehungen zwischen Geschäftsobjekten“:

Neben dem Aufbau eines Geschäftsobjekts sind die Beziehungen zwischen den einzelnen Geschäftsobjekten von entscheidender Bedeutung. Dazu verwenden wir in unserem Begriffssystem Assoziationen und Generalisierungen:

 

Um nun die Beziehung zwischen „Kunde“ und „Leihobjekt“ zu beschreiben nutzen wir die folgende Schablone:

In der <Name> muss
<Multiplizität1> <Klassenname1>
<Multiplizität2> <Klassenname2>
<Assoziationsname> können.

Daraus ergibt sich für die Bibliothek die folgende Integritätsregel:

In der Bibliothek muss
ein Kunde
keine oder beliebig viele Leihobjekte
entleihen können.

Die letzte Schablone, die wir Ihnen vorstellen möchten, nutzen wir um Generalisierungsbeziehungen (z.B. zwischen „Leihobjekt“ und „DVD“) zu dokumentieren:

In der <Name> muss
<Unterklassenname> eine spezielle Art
<Oberklassenname> sein.

In unserem Bibliotheksbeispiel:

In der Bibliothek muss
eine DVD eine spezielle Art
eines Leihobjekts sein.

Fazit:

Wie Sie sehen, ermöglichen Ihnen diese drei einfachen Schablonen eine strukturierte und vollständige Erfassung all Ihrer Geschäftsobjekte sowie ihrer Beziehungen untereinander.  Probieren Sie es einfach einmal aus und teilen Sie uns Ihre Erfahrungen oder Fragen mit!

Noch ein Hinweis zum Schluss: Natürlich müssen Sie die einzelnen Begriffe noch definieren. Doch auch dafür besitzen wir Schablonen.

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