Speeddating und modernes RE Teil 2

In der letzten Woche konnte man schon leicht den Überblick verlieren, denn die SOPHISTen präsentierten einen Blogeintrag im Stile eines Dreigroschenromans. Auf eine sehr paradoxe Art und Weise erzählt diese unterhaltsame Geschichte ein Aufeinandertreffen dreier Menschen unterschiedlicher Herkunft. Die Hauptakteure in diesem Sommermärchen waren wie schon zuvor erwähnt ein Erzähler (meine Rolle in dieser Geschichte), ein Zuhörer (ein Mädchen namens Claudie) und ein Requirements-Engineer (in diesem Fall das Pärchen am Nachbartisch). Die Erzählung schlägt dabei einen Bogen zu den Ermittlungstechniken des Requirements-Engineering – insbesondere dem Storytelling.

Storytelling ist eine innovative und vielversprechende Methode um neue Anforderungen zu erheben. Argumentatives und narratives Wissen werden beim Storytelling ausgetauscht. Die Ermittlungsmethode schließt die Lücke zwischen formaler Qualifikation und praktischen Anforderungen an ein System. Geschichten drücken dabei das aus, was schlecht kommuniziert werden kann, selbst bei einer hohen Komplexität des Sachverhalts. Eigene Erfahrungen lösen Emotionen und Gefühle aus, die dazu führen, dass Fakten leichter behalten werden und erleichtern zusätzlich das gegenseitige Verständnis unter den Stakeholdern. Mit anderen Worten ist das Ziel dieser Ermittlungstechnik, ein Erfahrungsaustausch fachlichen Wissens in angenehmer und lockerer Atmosphäre.

Die Konstellation von drei Parteien wird im modernen Wissensmanagement als Triadengespräch bezeichnet und ist eine spezielle Form des Storytellings. Es ist ein räumlich und zeitlich begrenztes, methodisch unterstütztes Gespräch, an dem drei Personen freiwillig teilnehmen. Ziel ist letztendlich ein Wissenstransfer zwischen zwei Stakeholdern. Das räumt dem Requirements-Engineer die Möglichkeit ein, explizites und implizites Wissen zu erfahren und zu dokumentieren. Der Requirements-Engineer weist zu Beginn des Triadengesprächs den Stakeholdern verschiedene Rollen zu. Der Erzähler liefert die Geschichte, den Entstehungskontext in den das Wissen eingebettet ist. Er ist ein Fachmann auf seinem Gebiet und berichtet über seine Berufserfahrung, die Probleme mit denen er in der Vergangenheit konfrontiert war und welche Lösungen verwendet wurden. Der Zuhörer bietet dabei den Anwendungskontext für den er das Wissen benötigt. Er ist offen für neues Wissen und interessiert an den Problemen und Lösungen des Erzählers. Der Requirements-Engineer dokumentiert dabei die Erfahrungen, Hinweise und Fehler der erzählten Geschichte und ist dadurch in der Lage, neue Anforderungen zu ermitteln. Darüber hinaus achtet er auf die Einhaltung der Rollen, den Rahmen des Triadengesprächs und hinterfragt das implizite Wissen des Erzählers.

Die Verwendung des Storytellings im Vergleich zu anderen Anforderungsermittlungen schneidet im direkten Vergleich sehr gut ab.

Der Einsatz des Triadengesprächs wird dadurch gerechtfertigt, dass auf schnellem und informellem Weg bestehende Wissenslücken zwischen verschiedenen Stakeholdern geschlossen werden.

Durch die dreier Konstellation wird eine direkte Rückkopplung zwischen Erzähler, Zuhörer und Requirements Engineer ermöglicht.

 

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