Poetry-Slam – der Rock´n´Roll der Literaturszene

Poetry-Slam wurde Mitte der 80er Jahre im Chicagoer Club „The Green Mill“ ins Leben gerufen. Seither findet das Kontrastformat zur klassischen Wasserglas-Literaturlesung weltweit immer mehr Anhänger – allein in Deutschland haben sich mittlerweile etwa 100 regelmäßig stattfindende Slams etabliert, deren Bühnen jedem offen stehen, der seine Texte einem interessierten Publikum präsentieren will.

Die Anmeldung ist meist noch an der Abendkasse möglich. Und so reicht die Palette der Texte bei Slams von Herz-Schmerz-Gedichten pubertierender Mädchen über humoristische Kurzprosa mit Ganzkörpereinsatz bis hin zu ernstzunehmender, ruhiger Lyrik. Die Regeln des Wettbewerbs sind überschaubar: Nur eigene Texte sind erlaubt, ein vorgegebenes Zeitlimit (meist sechs bis acht Minuten) darf nicht überschritten werden, und Requisiten sind verboten. Im Gegensatz zur klassischen Lesebühne erwachen die Worte auf der Bühne zum Leben: Es wird geschrieen und geflüstert, gerappt und gehaucht, denn die Art und Weise der Darbietung, die Performance, fließt in die Bewertung der Publikumsjury ein. Meist erfolgt diese mit Wertungstafeln von 1 bis 10: „1 für ein Gedicht, das nie hätte geschrieben werden dürfen, 10 für ein Gedicht, das einen spontanen kollektiven Orgasmus im Raum auslöst“. Im Finale der besten zwei oder drei entscheidet dann das ganze Publikum durch Applauslautstärke, wer am meisten überzeugt hat und zum Sieger des Abends gekürt wird. Zu gewinnen gibt es oftmals einen Buchpreis oder eine Flasche Hochprozentiges, die mit allen Teilnehmern des Abends geteilt wird – letztendlich steht beim Poetry-Slam der Spaß am gesprochenen Wort und die Freude an der direkten Publikumsreaktion mehr im Vordergrund als ernsthafter Wettkampf. Unser SOPHISTicated Artist 2008, Christian Ritter, ist einer der erfolgreichsten Bühnenpoeten der vergangenen Jahre. Er hat nicht nur selbst gut 300 Slam-Teilnahmen bestritten, sondern moderiert auch seit 2005 den monatlichen Poetry-Slam in Würzburg. 2007  holte er sich den Titel des Frankenchamps. Er gewann beim Poetry-Slam des WDR und publizierte zwei Bücher. Nach mehreren Teilnahmen bei den jährlich stattfindenden deutschsprachigen Meisterschaften strebt er dieses Jahr in Zürich als Vertreter des Nürnberger Poetry-Slams eine Finalteilnahme an. Mittlerweile tritt er auch vermehrt auf Lese- und Kleinkunstbühnen sowie Festen und Festivals auf. Neues von Christian Ritter findet man regelmäßig auf seinem Blog. Weitere Informationen über Poetry-Slam bei Wikipedia, alle Slam-Termine im deutschsprachigen Raum auf Deutschlands größtem Poetry-Slam-Portal myslam.de

Ein Gedanke zu „Poetry-Slam – der Rock´n´Roll der Literaturszene

  1. Interessanter Beitrag!
    Vor allem, wenn man bedenkt wie sich der Poetry-Slam in den mehr als zehn Jahren seid der Veröffentlichung dieses Beitrags entwickelt hat. Poetry-Slam ist mittlerweile weit mehr als ein Trend und hat sich in viele verschiedene Genres entfaltete.

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